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Reportage

Dreck lass nach: Eine mit Abfall übersäte Küste macht im Aquarium auf das Problem der Meeresverschmutzung aufmerksam. Bild: Zoo Zürich, Jean-Luc Grossmann.

Das Leiden der Meere

Von: Alex Rübel

06. Juni 2017

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um den Schutz der Ozeane.

Morgen ist der Welttag der Ozeane, des grössten Ökosystems unseres Planeten. Meere bedecken mehr als siebzig Prozent der Erdoberfläche. Sie produzieren mehr als die Hälfte des Sauerstoffs in unserer Atmosphäre und spielen eine zentrale Rolle für das Weltklima. Sie sind voller unterschiedlicher Lebensräume und Heimat für eine Vielfalt an Lebewesen; bis zu achtzig Prozent alles auf der Erde vorkommenden Lebens ist wohl im Wasser zu Hause, schätzt die Wissenschaft

Das Leben ist ursprünglich im Wasser entstanden, und die Vielfalt und Ausprägung der Tierwelt in den Ozeanen ist einmalig. Da wachsen Korallen, auch sie sind Tiere, in allen Farben und Formen. Da krabbeln die bis zu 1,8 Meter grossen Seespinnen in der Tiefe auf dem Meeresgrund. Da spiegeln sich riesige Schwärme von Sardinen in den oberen Wasserbereichen in der Sonne, Haie jagen kleinere Fische, oder es versteckt sich der faszinierend intelligente Tintenfisch unter den Steinen in Küstennähe.

Übersäuert und überfischt

All diese Wunder der Tierwelt sind durch die Aktivitäten des Menschen aber massiv unter Druck. Denn trotz ihrer enormen Bedeutung sind nur gerade etwas mehr als zwei Prozent der Weltmeere geschützt. Die Leidensliste der Ozeane ist lang. Die Klimaerwärmung lässt Meeresspiegel und Wassertemperaturen ansteigen und führt zu einer Versäuerung des Wassers. Korallenbleichen sind nur eine der Folgen davon. Fischerei, Schifffahrt, Rohstoffförderungen aus dem Meeresboden, die Verbauung von Küstenregionen, Aquakulturen und Fischzuchten – sie alle belasten die Meere durch Ressourcenplünderung (etwa dreissig Prozent der Fischbestände gelten als überfischt, sechzig Prozent als maximal ausgereizt), durch Lärm und durch unglaubliche Mengen an Abfällen und Schadstoffen. Über achtzig Prozent der Meeresverschmutzung sind dabei menschlichen Aktivitäten an Land geschuldet. In vielen Regionen der Welt fliesst unbehandeltes Abwasser nach wie vor direkt ins Meer.

Andere, weniger offensichtliche Verschmutzungsquellen entdeckt die Wissenschaft erst. So entstehen etwa beim Waschen von Kunstfasertextilien und beim Abrieb der Pneus beim Autofahren winzige Plastikpartikel. Das tönt nach Kleingemüse. Sie machen zusammen aber den grössten Anteil aus an primärer Mikroplastik, die als Abfall in die Ozeane gelangt, wie aktuell eine Studie der Welt-Naturschutzunion IUCN zeigt. Und gerade die «unsichtbaren» Abfälle wie Mikroplastik und Schadstoffe sind heimtückisch. Denn sie werden von den Organismen im Meer aufgenommen, gelangen so in die Nahrungskette und landen damit am Ende auch auf unseren Tellern. Die Ozeane zu schützen, lohnt sich in jedem Fall!

Wasserwelten im Zoo Zürich

Das komplett modernisierte Aquarium im Zoo Zürich bietet einen Einblick in die wunderschönen, fragilen Lebensräume in Salz- und Süssgewässern. Die zugehörige Ausstellung informiert über die Bedrohung der Wasserwelten und gibt Tipps, wie man selber aktiv werden kann.

Weitere Infos: www.zoo.ch/aquarium

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