mobile Navigation

Reportage

Wird auch Schattenvogel genannt: Hammerkopf im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich; Corinne Invernizzi

Der Baumeister mit dem Hammerkopf

Von: Alex Rübel

22. Mai 2018

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um den Hammerkopf.

Im Masoala-Regenwald des Zoo Zürich leben über zwanzig verschiedene Vogelarten – von A wie Afrikanische Zwergglanzente bis Z wie Zwergdommel. Eine davon ist der Hammerkopf. Seinen etwas martialisch anmutenden Namen verdankt er seiner Kopfform: Der seitlich abgeflachte Schnabel und der Federschopf am Hinterkopf erinnern im Profil optisch an einen Hammer.

Mit Pelikanen verwandt

Der Hammerkopf gleicht dem Aussehen nach einem kleineren Reiher. Nach genetischen Analysen wird er systematisch aber den Ruderfüssern zugeordnet, zu denen etwa auch die Pelikane gezählt werden. Er bewohnt Feuchtgebiete Afrikas südlich der Sahara, einschliesslich Madagaskars und des Südwestens der Arabischen Halbinsel. Seine Nahrung besteht aus Fischen, Amphibien und Wirbellosen, die er sich im seichten Wasser zusammensucht.

Von seiner Kopfform abgesehen ist der Hammerkopf mit seiner diskret braunen Farbe eher unauffällig. Aussergewöhnlich ist hingegen das von ihm – ganz ohne Hammer und Nägel – erbaute Nest. Es hat einen Durchmesser von bis zu eineinhalb Metern und besteht aus mehreren Tausend Einzelteilen. Gebaut wird es von beiden Partnern gemeinsam – oder manchmal auch von einem Gespann von zwei Männchen.

Als Neststandort wählen die Vögel meist einen Baum oder einen anderen erhöhten Platz (im Masoala-Regenwald auch die Träger der Dachkonstruktion). Zuerst schichten sie Zweige aufeinander, die sie mit Schlamm verkleben. So schaffen sie eine Plattform. Auf dieser bauen sie dann die Wände auf, wobei sie die spätere Einflugöffnung aussparen. Zuletzt setzen sie dem Bauwerk ein kuppelartiges Dach auf. Der Zugang zum Nest erfolgt von der Unterseite her und führt durch einen halben Meter langen Tunnel zur Nistkammer. Diese bietet Platz für Gelege von bis zu sieben Eiern.

Ein Hammerkopfpaar baut häufig mehrere Nester. Das beliebteste Nest nutzen sie während mehrerer Jahre und bauen und bessern es dabei laufend aus. Das dabei wachsende Kunstwerk erreicht mit der Zeit ein Hundertfaches des Eigengewichts der Vögel. Bei uns im Zoo müssen die Tierpfleger solche Nester deshalb auch hin- und wieder abbauen, etwa wenn diese die Tragkraft der Unterlage zu übersteigen drohen. Dabei müssen sie jeweils bis zu zwei Kubikmeter Material entsorgen. In der Wildnis werden vor allem verlassene Hammerkopfnester von vielen anderen Tieren wie Vögeln, Kleinsäugern und Reptilien als Unterschlupf oder Nistplatz mitgenutzt.

Entdeckungstour im Masoala-Regenwald

Im Masoala-Regenwald des Zoo Zürich leben über fünfzig Wirbeltierarten frei zusammen. Es gibt Vertreter aller Klassen zu beobachten: Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische. Hinzu kommen über 500 Pflanzenarten, zwei Drittel davon aus Madagaskar. Jeweils am Samstagmorgen besteht die Möglichkeit, einen Rundgang auf den sonst geschlossenen Erlebniswegen zu unternehmen.

Weitere Infos: www.zoo.ch/masoalaregenwald

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare