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Reportage

Grün in Grün: Die Schoten der Vanille sind nicht besonders farbenprächtig. Umso mehr punkten sie mit ihrem unverwechselbaren und beliebten Aroma. Bild: Zoo Zürich / Karl Sprecher

Der Duft der Königin

Von: Severin Dressen

04. Januar 2022

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um eine ganz besondere Pflanze, die Vanille.

Morgen ist Dreikönigstag. Deshalb geht es hier heute um eine Königin. Namentlich um die Königin der Gewürze: die Vanille. Sie finden sie bei uns im Masoala-Regenwald in Laufrichtung zum Restaurant auf der linken Seite des Hauptwegs, kurz vor den Abzweigern zur Mora-Mora Bar und zum Informationszentrum.

Die Vanille gehört zu den Orchideen; zu jenen Pflanzen also, die den meisten von uns vor allem als Zierpflanze mit spektakulären Blüten bekannt sind. Orchideen sind unglaublich vielfältig: Weltweit sind bisher über 20 000 Arten beschrieben. Die grösste Orchideenvielfalt gibt es in den Regen- und Nebelwäldern Asiens und Südamerikas. Aber auch bei uns in der Schweiz gibt es über sechzig einheimische Orchideenarten. Die Vanille ist eine Gattung innerhalb der Orchideen und umfasst über hundert Arten. Die Vanille, die die meisten von uns kennen, ist die Gewürzvanille (Vanilla planifolia). Sie stammt ursprünglich aus Zentralamerika und Mexiko. Nach Madagaskar, heute das Land mit der grössten Vanilleproduktion weltweit, gelangte sie zur französischen Kolonialzeit. Weil in Madagaskar die spezialisierten Bienen und Kolibris fehlen, die in Mexiko natürlicherweise für die Bestäubung der Pflanze sorgen, braucht es schon mal sehr viel Handarbeit, dass die Pflanzen überhaupt Schoten produzieren. Hierzu müssen die madagassischen Bauern jede Blüte einzeln von Hand bestäuben. Dafür bleibt ihnen nicht viel Zeit, denn die Blüten sind nur wenige Stunden geöffnet. Verpasst man dieses Zeitfenster, fällt die Blüte ab und es wächst keine Schote. Und ohne Schote kein Gewürz.

Mit Wasser aufgebrüht

War die Bestäubung aber erfolgreich, entwächst der Pflanze die begehrte längliche Frucht, die Schote. Sie ist prall und grün – ganz anders als das schrumpelig-dürre, aber duftende Produkt, das wir am Ende im Laden kaufen. Zwischen Ernte und genussfertiger Schote steht nun abermals ein aufwändiger und sehr langwieriger Prozess an. Etwa fünf Tage nach der Ernte brühen die Bauern die grünen Schoten in heissem Wasser auf. Danach lagern sie sie eine Nacht lang in mit Wolldecken umwickelten Holzkisten. Am nächsten Tag sind die Stängel nicht mehr grün, sondern braun. Diese Stängel trocknen die Bauern nun während zweier Wochen täglich drei Stunden an der Sonne. Dazwischen ruhen die Schoten in Tücher eingepackt im Dunkeln. Nach diesem Sonnentrocknen benötigen die Schoten nochmals mehrere Wochen des Schattentrocknens.

Insgesamt schrumpfen die Schoten in dieser Zeit auf einen Fünftel ihres anfänglichen Volumens zusammen. Nach ungefähr zwei Monaten der Hege und Pflege ist es schliesslich geschafft: Die Schoten verströmen ihren wunderbaren Duft.

 

Nutzpflanzen im Masoala-Regenwald

Nicht nur Vanille, auch zahlreiche andere Nutzpflanzen können Sie im Masoala-Regenwald entdecken, zum Beispiel: Banane, Cashewnuss, Erdnuss, Feige, Guave, Ylang-Ylang, Ingwer, Jackfrucht, Kaffee, Kakao, Kardamom, Kokos, Litschi, Mango, Nelke, Papaya, Pfeffer, Reis, Süsskartoffel und Zimt.

Weitere Infos: www.zoo.ch/masoala

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