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Reportage

Im Gegensatz zu seinem europäischen Verwandten kein Brutschmarotzer: Madagassischer Hauben-Seidenkuckuck im Masoala-Regenwald des Zoos Zürich. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Der Kuckuck mit dem eigenen Nest

Von: Alex Rübel

28. März 2017

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Seidenkuckucke.

Der Frühling zieht langsam, aber sicher ins Land, und mit ihm kehrt auch der Kuckuck aus seinem Winterquartier zurück. Mit etwas Glück hört man den charakteristischen Ruf des knapp taubengrossen Vogels nun schon bald wieder. Nicht umsonst nennt man den April auch den «Kuckucksmonat». Der Kuckuck ist aber nicht nur für seinen namengebenden Ruf bekannt, sondern auch für den Brutparasitismus: Er legt seine Eier in fremde Nester und überlässt die Jungenaufzucht den Wirtsvögeln. Daraus ist auch das Sprichwort «jemandem ein Kuckucksei ins Nest legen» entstanden.

Doch keine Regel ohne Ausnahme: Es gibt Kuckucksarten, die keine Brutschmarotzer sind. Eine davon lebt bei uns im Masoala-Regenwald: der Hauben-Seidenkuckuck. Er gehört zu einer Kuckucksgattung, die nur auf Madagaskar vorkommt. Optisches Erkennungsmerkmal ist ein Streifen nackter Haut rund um die Augen. Beim Hauben-Seidenkuckuck bauen beide Elternteile ein Nest und ziehen ihre Küken gemeinsam auf.

Gefiederte Ammen

Das macht der Hauben-Seidenkuckuck auch bei uns im Masoala-Regenwald so. Die sogenannte Naturbrut, bei der die Eier selbstständig von den Eltern ausgebrütet werden, ist eine von drei Vogelzuchtmethoden im Zoo. Wir bevorzugen sie wenn immer möglich. Sie kann indes auch Nachteile haben. So können etwa schlechte Witterungsbedingungen oder Bruträuber wie Krähen oder Steinmarder Verluste verursachen, etwa bei den Störchen.

Die zweite Zuchtmethode ist die Ammenbrut. Wir wenden sie im Zoo Zürich mit grossem Erfolg an. Glucken von Seidenhühnern und Moschusenten dienen dabei als Ammen zum Ausbrüten von Enten- und anderen Vogeleiern.

Die dritte Zuchtmethode ist die sogenannte Kunstbrut. In speziellen Brutapparaten können wir Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffzufuhr und Lagerung an die individuellen Bedürfnisse der Eier anpassen. Mittels Durchleuchten (Schieren) können wir zudem den Entwicklungsverlauf der Eier kontrollieren. Nach dem Schlupf ist die Aufzucht der Vögel dann aber unter Umständen sehr aufwendig und anspruchsvoll – insbesondere bei Küken, die nicht von Anfang an selbstständig fressen. Alle im Zoo Zürich geschlüpften Wildvögel erhalten einen Ring. Dadurch ist die Herkunft der Tiere auch später eindeutig als im Zoo Zürich gezüchtet identifizierbar.

Weitere Infos auf: www.zoo.ch

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