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Reportage

Unter den Schafrassen eher ein Leichtgewicht: Quessant-Widder im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich, Samuel Furrer

Die Rettung eines Auslaufmodells

Von: Alex Rübel

18. Dezember 2018

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Ouessantschafe.

Manche spüren den Frühling mitten im Winter – zum Beispiel unsere Ouessantschafe. Diese befinden sich gerade mitten in der Brunft, in der Paarungszeit. Das Ouessantschaf ist die kleinste Schafrasse Europas. Die Tiere werden keinen halben Meter hoch und wiegen im schwersten Fall rund 20 Kilogramm, sind also kleiner und leichter als mancher Hund. Zum Vergleich: Braunkopfschafe, wie wir sie früher im Zoo Zürich hatten, können über 100 Kilogramm schwer werden.

Das Ouessantschaf stammt ursprünglich von der Ile d’Ouessant, einer knapp 16 Quadratkilometer kleinen, baumlosen Atlantikinsel vor der bretonischen Küste. Das raue Klima und die karge Vegetation trugen vermutlich ihren Teil dazu bei, dass sich die Schafe auf der Insel in dieser kleinen und kompakten Form entwickelten. In den 1750er-Jahren wurden sie erstmals als Rasse beschrieben. Rund 100 Jahre später zählte man auf der Insel etwa 6000 Ouessantschafe. Doch dann, zwischen 1930 und 1940, ereilte das Ouessantschaf jenes Schicksal, das Wildtierarten heute reihenweise widerfährt: Es starb beinahe aus und verschwand von seiner angestammten Insel. Schuld war die Einkreuzung grösserer, «rentablerer» Schafrassen.

Dass die Rasse doch noch überlebt hat, ist das Verdienst privater Züchter in der Bretagne und des Groupement des Eleveurs de Moutons d’Ouessant. 1977 gab es vom Ouessantschaf wieder einige Hundert Tiere, heute umfasst der Bestand rund 15 000 Individuen.

Mufflon als Urahn

Wie eingangs erwähnt, haben Ouessantschafe eine streng saisonale Fortpflanzungszeit im Winter. Sie dauert von September/Oktober bis Januar an. Beide Geschlechter können deshalb ganzjährig zusammengehalten werden. Unsere Gruppe umfasst derzeit zehn Schafe. Die Tragzeit beträgt ungefähr fünf Monate, sodass die Jungtiere im Frühling zur Welt kommen. Meistens gebärt die Mutter ein einzelnes Jungtier, Zwillinge sind selten.

Schafe gehören zu den ältesten Haustieren. Der Mensch domestizierte das Schaf erstmals vor rund 10 000 Jahren, wohl in Anatolien. Stammform aller Hausschaf-Rassen ist vermutlich der Armenische Mufflon. Die Anpassungsfähigkeit in Bezug auf unwirtliche klimatische Bedingungen und karge Lebensräume hat zur weltweiten Verbreitung der Schafe als Nutztiere beigetragen.

Begegnungszone Zoolino

Wir möchten als Zoo dazu beitragen, dass bereits Kinder eine Faszination für Tiere entwickeln und so auch motiviert sind, Tiere und Lebensräume zu schützen. Ein wichtiger Aspekt hierbei sind direkte Begegnungen mit lebenden Tieren. Bei uns ist das im Zoolino möglich: ein Ort, wo Kinder Tiere auch anfassen und füttern dürfen.

Weitere Infos: www.zoo.ch

 

 

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