Reportage

Der Brunnen auf dem Grote Markt zeigt die Antwerpen-Legende: «Antwerpen» soll von «handwerpen» (Hand werfen) kommen. Im Hintergrund: die Liebfrauenkathedrale. Bild: Visit Flanders
Die Stadt an der Schelde
Von: Stine Wetzel
Ideal für einen Kurztrip: Antwerpen ist eine 500 000-Seelen-Metropole mit Kopfsteinpflaster – gemütlich, aber mit Grossstadt-Flair.
Alle waren schon mal in Amsterdam, in Venedig, in Wien, überall – nur nicht in Antwerpen. Die Stadt in Flandern, der nördlichen Region Belgiens, ist so etwas wie ein blinder Fleck für die meisten Städtetouristen. Dabei gibt es viele Gründe für ein verlängertes Wochenende in Antwerpen: das Barockjahr 2018 und Rubens’ Spuren, die Schokolade, das Bier, die Fritten, die Mode, die Juweliere (es heisst, jeder Diamant kommt mindestens einmal durch Antwerpen), die Museen, der Pomp.
Auch wenn es neuerdings einen Direktflug von Zürich nach Antwerpen gibt und man nicht zwingend am dreistöckigen Hauptbahnhof vorbeimuss: Entgehen lassen sollte man sich Antwerpen-Centraal nicht. Die Architektur ist so majestätisch, dass man sich glatt schämt, nicht im Ballkleid gekommen zu sein.
Antwerpen-Centraal ist regelrecht eine Kathedrale für Züge und Reisende. Bild: Visit Flanders
Durch Antwerpen kann man sich getrost treiben lassen, irgendwann kommt man an allen Stationen vorbei, die man gesehen haben muss, und entdeckt zwischendrin Dinge, die im Reiseführer nur eine Fussnote sind. Vor der innen wie aussen imposanten Liebfrauenkathedrale schlafen etwa Nello und Patrasche, vom Kopfsteinpflaster zugedeckt. Der Waisenjunge und der Hund stammen aus dem britischen Kinderbuch «A Dog of Flanders» (1872). In japanischen Kinderzimmern sind die beiden allerdings bekannter als in Belgien selbst.
Nello und Patrasche aus «A Dog of Flanders», einem Kinderbuch, das vor allem in Japan Fans hat. Bild: SWE
Im historischen Zentrum findet man sich im Vlaeykensgang wieder, einer malerischen Gasse aus dem 16. Jahrhundert. Zwischen den Mauern klingt das Glockenspiel der Liebfrauenkathedrale wie nirgends sonst. Ihre «schönste Gasse der Welt» verloren die Antwerpener in den 1960er-Jahren fast an ein Parkhaus.
Abstecher ins 16. Jahrhundert: ein Spaziergang durch den Vlaeykensgang. Bild: Visit Flanders
Ein Ort, an dem die Vergangenheit über die Jahrhunderte gerettet wurde, ist das Museum Plantin-Moretus: In der Wohnung und Druckerei des Verlegers Christoph Plantin steht die älteste Druckerpresse der Welt. Auch der Innenhof wirkt, als stamme er aus einer anderen Zeit, hier herrscht vor allem eines: Stille.
Im Innenhof des Druckereimuseums herrscht absolute Stille. Bild: Visit Flanders
Kaum wieder draussen, kann man sich von Boutique zu Shop hangeln. Zur Stärkung gibts, ganz Modestadt, im Würst einen Haute Dog von TV-Koch Jeroen Meus.
Diese Reportage wurde durch Visit Flanders und VLM Airlines unterstützt. VLM Airlines fliegt von Zürich aus wochentags direkt nach Antwerpen und zurück.
Trip-Tipp: Am Wasser
Wer in Antwerpen ist, muss unbedingt ans Wasser. Die Stadt liegt zwar 80 Kilometer vom Meer entfernt, hat aber trotzdem den zweitgrössten Seehafen Europas. Hier kann man die Blechriesen mit ihren Containern an den Hafenterminals anlegen sehen. Die Schelde trennt die Stadt. Die Verbindung der beiden Ufer ist imposant: Der 572 Meter lange St.-Anna-Tunnel führt Fussgänger und Velofahrer 30 Meter unterm Fluss durch. Hinab gehts über eine Rolltreppe aus Holz, Baujahr 1933. Vom linken Ufer hat man einen schönen Blick auf die Altstadt. Richtig gutes Essen mit Aussicht bekommt man im RAS, im Restaurant Aan de Stroom (im Bild). Hauptspeisen ab 22 Euro.
www.ras.today/
Trip-Tipp: In der «Bier Kafétaria»
Belgien nennt 700 Biere sein Eigen. Allein in Flandern gibt es 100 Brauereien. Und: Fast jedes Bier hat sein eigenes Glas. In Antwerpen ist ein Bolleke des Lokalbiers De Koninck Pflicht. Zum Beispiel im Den Engel, einer urigen Institution, in der sich ganz Antwerpen früher oder später am Zapfhahn trifft, auf dem Grote Markt. Oder in Billie’s Bier Kafétaria an der Kammenstraat, einem wunderbaren Pub mit stets guter Empfehlung und Kneipenbulldogge. Nichtbiertrinker sollten sich ein Gläschen Oude Geuze, den Champagner unter den Bieren, einschenken – und sich bekehren lassen.
www.cafedenengel.be
Facebook: @billiesbierkafetaria
Artikel bewerten
Leserkommentare
Keine Kommentare