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Reportage

«Schaut mal, wer uns besuchen kommt»: Unterwassereinblick und -ausblick der Seehundanlage. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Die Supertaucher

Von: Alex Rübel

10. März 2015

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über ­Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Seehunde.

Oftmals fragt man sich, wieso Seehunde im Gegensatz zu uns Menschen so gut und so lange tauchen können, ohne beim Auftauchen durch die Dekompressionskrankheit Schäden zu erleiden. Obwohl der Seehund normalerweise nur 5 bis 6 Minuten unter Wasser bleibt, kann er bis zu 40 Minuten lang tauchen. Dabei kann er Tiefen von 100 bis 200 Metern erreichen.

Um diese Leistungen vollbringen zu können, besitzt der Seehund aussergewöhnliche Merkmale: Während des Abtauchens schliessen sich die Nasenlöcher automatisch. Sie müssen nach dem Tauchgang aktiv geöffnet werden. Auch die Ohröffnungen werden geschlossen. Ausserdem kann während des Tauchgangs, selbst beim Fressen, kein Wasser in die Lunge eindringen, da der Kehlkopf dies verhindert. Um die langen Tauchgänge unbeschadet zu überstehen, sind einige Anpassungen nötig. Der Blutkreislauf des Seehundes wird durch Gefässverengung verkleinert, sodass nur noch die wichtigsten Organe mit dem im Blut gebundenen Sauerstoff versorgt werden. Auch besitzt der Seehund im Verhältnis zum Körpergewicht 70 Prozent mehr Blut als der menschliche Körper. Das Blut ist ausserdem mit grösseren roten Blutkörperchen ausgestattet, die den Sauerstofftransport übernehmen. Der Seehund kann damit ungefähr doppelt so viel Sauerstoff binden wie der Mensch.

Herztätigkeit verringert sich

Weiter sinkt der Herzschlag unter 10 Schläge pro Minute (Normalfrequenz: 60 Schläge pro Minute). Das Blut wird nicht mehr so schnell durch den Körper gepumpt und der Sauerstoff deshalb weniger schnell verbraucht. Zur Entlastung des Herzens können ausserdem grössere Blutmengen im Venensystem zurückgehalten werden.

Ähnlich wie bei der Hyperventilation des Tauchers reichert der Seehund vor dem Abtauchen sein Blut durch kräftiges Ein- und Ausatmen mit Sauerstoff an. Vor dem Untertauchen atmet er aus. Er verhindert damit, dass die empfindlichen, sehr zarten Lungenbläschen durch den Wasserdruck platzen. Gleichzeitig vermeidet er so, dass Stickstoffblasen beim Aufsteigen die Blutgefässe verstopfen. Als zusätzlicher Schutz vor Verletzungen der Lungenbläschen sind die Bronchiolen von Knorpelspangen und Muskeln umgeben.

Seehunde im Zoo Zürich

Der Zoo Zürich hält seit 1964 Seehunde. Derzeit sind es die Weibchen Farah und Kopa sowie das Männchen Inuit. Ausser am Freitag finden täglich um 10 und 15 Uhr Seehundfütterungen statt, am Samstag- und Sonntagnachmittag ergänzt mit einer Tierpräsentation.
Weitere Infos unter: www.zoo.ch

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