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Reportage

Kommen sowohl mit Hitze wie mit Kälte klar: Kamelfamilie im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich/Peter Bolliger

Die Wasserkünstler aus der Wüste

Von: Alex Rübel

18. August 2015

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Kamele.

Seit 1931 leben im Zoo Zürich Kamele. Derzeit sind es acht Trampeltiere – asiatische Kamele mit zwei Höckern also. Es handelt sich dabei um die Haustierform des deutlich kleineren Wildkamels, das vor rund 4500 Jahren in Mittelasien domestiziert wurde. Seither hat es dem Menschen immense Dienste erwiesen; die Seidenstrasse beispielsweise hätte ohne das ausdauernde und genügsame Reit- und Lasttier nie ihre grosse ­Bedeutung erlangen können. Während das Hauskamel weit verbreitet ist, ist der Bestand der Wildkamele gemäss der Roten Liste der IUCN «stark gefährdet».

Seinem extremen Lebensraum hat sich das Trampeltier mit verschiedenen besonderen Eigenschaften perfekt angepasst. So kann es zum Beispiel seine Körpertemperatur innerhalb einer Spannweite von etwa sechs Grad flexibel regulieren. Das hilft ihm, sowohl extreme Hitze (über 40 °C) als auch grosse Kälte (–40 °C) zu ertragen. Seine Nasen­löcher kann es schliessen, etwa als Schutz bei Sandstürmen, und seine grossen, tellerförmigen Füsse verhindern, dass es im Sand zu tief einsinkt.

Die Genügsamkeit des Kamels in Bezug auf Wasser schliesslich ist ­geradezu legendär: Das Trampeltier kann problemlos mehrere Tage auskommen, ohne zu trinken – je nach Alter, Umgebung, Temperatur, Futter und Beanspruchung sogar eine ganze Woche. Und während für den Menschen schon ein Wasserverlust von 10 Prozent des Körpergewichts gefährlich ist, können Kamele bis zu 40 Prozent an Wasser verlieren, ohne Schaden zu nehmen.

Die Wasseraufnahme ist ebenso beeindruckend: Ein Trampeltier kann innert weniger Minuten um die 135 Liter Wasser trinken, ein Hengst gar bis zu 200 Liter. Anders als oft geäussert, legen die Tiere dabei keinen Wasservorrat in ihren Höckern an, sondern decken lediglich ihren Grundbedarf. Die Höcker sind denn auch keine Wasser-, sondern Fettspeicher. Allerdings kann der Stoffwechsel des Kamels einen Teil des gespeicherten Fetts bei Bedarf in Wasser umwandeln. Der Stoffwechsel und die Verdauung sorgen ebenso dafür, dass der Urin des Kamels hochkonzentriert und der Kot sehr trocken ist – und dass einige Kamelarten selbst Salzwasser trinken können.

Kamele im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich leben aktuell acht Trampeltiere: die Männchen Tengri und Ulan-Ude und die Weibchen Shamira, Hemangi, Ona, Thari, Nara und Ponnaya. Sie sind in der Mongolischen Steppe zu Hause, zusammen mit fünf Hausyaks und zwei Kaschmirziegen. Von Frühling bis Herbst kann man die Trampeltiere bei guter Witterung noch näher als sonst erleben – beim Kamelreiten, das jeweils am Mittwoch und am Wochenende stattfindet.

Tages- aktuelle Infos unter: www.zoo.ch/kamelreiten

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