Reportage
Ein ganzes Leben an Ort und Stelle
Von: Alex Rübel
ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Röhrenaale.
Der Röhrenaal, bei uns im neuen Aquarium im Becken «Seegraswiesen im Indopazifik» untergebracht, ist ein eigentümliches Tier. Er ist das einzige derzeit bekannte Wirbeltier mit einer festsitzenden Lebensform, sprich: Er verbringt sein ganzes Leben an Ort und Stelle. Und zwar wortwörtlich. Der Röhrenaal sitzt in einem Tunnel, den er nie verlässt.
Wie grosse Seegrasfelder
Den Tunnel gräbt sich der bis zu vierzig Zentimeter lange, schlanke Aal mit seinem kräftigen Schwanzende. Die Wände stabilisiert er mit einem speziellen Sekret, das er aus einer Drüse am Schwanzende abgibt. So bleibt der Tunnel im sandigen Bodengrund stabil. Örtlich siedelt sich der Röhrenaal in der Nähe von strömungsreichen Korallenriffen an, in 7 bis 45 Meter Tiefe. Um zu fressen, streckt er seinen Oberkörper aus dem Tunnel, pendelt in der Strömung hin und her und schnappt sich dabei vorbeischwimmendes Zooplankton. Der Hinterleib bleibt dabei stets in der Röhre.
Mit ihren schmalen, langen Körpern und den pendelnden Bewegungen sehen Röhrenaalkolonien – Gruppen von bis zu tausend Tieren – aus Distanz wie grosse Seegrasfelder aus. Diese Illusion verflüchtigt sich spätestens dann, wenn die Fische Gefahr wittern. Dann ziehen sich die Röhrenaale in ihre Tunnel zurück.
Zur Paarungszeit, so der heutige Wissensstand, rücken die Aale ihre Tunnel etwas näher zusammen. Findet sich ein passendes Paar, schlingen das Männchen und das Weibchen ihre Oberkörper zusammen, während die Hinterleiber weiter in den Röhren bleiben. Die befruchteten Eier werden als frei schwimmender Laich ins offene Wasser abgegeben.
Kommen sich während der Paarungszeit zwei Männchen zu nahe, bedrohen sie sich mit weit aufgerissenen Mäulern, bleiben aber auch bei diesem Dominanzgehabe mit dem Hinterleib stets in ihren Röhren.
Bei uns im Zoo Zürich lebt der Ohrfleck-Röhrenaal, eine von über dreissig Röhrenaalarten. Er hat eine helle Grundfarbe mit vielen kleinen, dunklen Flecken sowie drei grossen schwarzen Punkten bei den Kiemen, in der Mitte und am Ende des Körpers.
Neue Zoo-App
Die neue App zeigt, welche Tiere wo zu Hause sind, wann es Tierpräsentationen und Fütterungen gibt und wo sich Restaurants, Spielplätze und Toiletten befinden. Es gibt ausführliche Informationen zu jedem Tier im Zoo. Auch besteht die Möglichkeit, eine Liste mit seinen Lieblingstieren anzulegen. Gratis erhältlich für Android und Apple.
Weitere Infos: www.zoo.ch
Artikel bewerten
Leserkommentare
Keine Kommentare