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Reportage

Lebt nur noch in einer kleinen Ecke der Insel Bali: der Balistar oder Rothschild-Maina. Bild: Zoo Zürich / Enzo Franchini 

Ein Star in Gefahr

Von: Severin Dressen

12. Oktober 2021

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Balistare oder Rothschild-Mainas.

Die bedrohteste Tierart, die bei uns im Kaeng-Krachan-Elefantenpark lebt, ist nicht etwa der Elefant (obwohl auch er stark gefährdet ist), sondern der Balistar. Der mittelgrosse Vogel – fast schneeweiss und von einem markanten blauen «Lidschatten» geziert – wurde erst vor etwas mehr als hundert Jahren auf der Insel Bali (Indonesien) entdeckt. Bereits damals war der Bestand mit geschätzt 1000 wildlebenden Tieren tief.

Die ungebremste Jagd auf die als Ziervogel für den Heimtierhandel sehr gefragte Art brachte den Balistar bis Mitte der 1990er Jahre schliesslich an den Rand der Ausrottung. Und das, obwohl Indonesien den Vogel in den 1970er Jahren unter Schutz stellte und auch der internationale Handel seit 1994 nach Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens Cites straff reguliert ist. All diesen Schutzbemühungen zum Trotz wird der Vogel selbst heute noch immer gewildert und auf dem Schwarzmarkt als Käfigvogel zu hohen Preisen gehandelt.

Die Welt-Naturschutzunion IUCN geht in ihrer letzten Erhebung (2018) von weniger als 50 wildlebenden erwachsenen Balistaren aus. Wenig überraschend listet sie die Art deshalb als «vom Aussterben bedroht», also auf der letzten Stufe vor dem endgültigen Verschwinden. Der Vogel kommt in der Natur aktuell nur noch im Nationalpark Bali Barat im Nordwesten Balis sowie in Form einer ausgewilderten Population in einem Vogelschutzgebiet auf der Insel Nusa Penida vor, die südöstlich von Bali liegt.

Zurück in die Wildnis

Ungefähr seit der Jahrtausendwende bemühen sich verschiedene Organisationen mit Zucht- und Auswilderungsstationen vor Ort und unter Einbezug der Lokalbevölkerung, die fragilen wildlebenden Balistar-Populationen mit der Auswilderung in Menschenobhut gezüchteter Vögel zu stabilisieren. Die Tiere hierzu kommen auch aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für den Balistar des Europäischen Zooverbands EAZA. Dieses besteht seit 1993 und hat schon mehrfach Vögel in die Stationen auf Bali geschickt.

Mit geschätzt 1000 Tieren übertrifft die Anzahl in Menschenobhut lebender Balistare die Wildpopulation mittlerweile um ein Vielfaches. Die zoogeborenen Tiere aus Europa helfen, «frische Gene» in die Zucht- und Auswilderungsstationen auf Bali zu bringen. Denn bei Beständen, die so klein sind wie jene des wildlebenden Balistars, droht schnell die Gefahr, dass die genetische Vielfalt verkümmert.

 

Eingezürchert seit 1963

Der Zoo Zürich hält den Balistar seit 1963. Er hat über die Jahrzehnte weit über hundert Jungvögel erfolgreich grossgezogen und an andere Zoos weitergegeben. Seit der Eröffnung des Kaeng-Krachan-Elefantenparks ist die Art – aktuell ein 19-jähriges Männchen und ein 8-jähriges Weibchen – in einer Voliere hinter dem grossen, hohlen «Baumtunnel» im hinteren Teil des Gebäudes zu Hause.

Weitere Infos: www.zoo.ch/elefantenpark

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