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Reportage

Die zumeist einfallslose Bepflanzung entlang der Fröbelstrasse hätte dem Namensgeber kaum gefallen – den vorbeilaufenden Kindern ists egal. Bild: Regula Weber

Eine Strasse für Zürichs grossen Gärtnermeister

Von: Urs Hardegger

19. September 2017

Jeder Ort in Zürich hat seine Geschichte. Das «Tagblatt» erzählt jede zweite Woche eine solche Story. Heute: die Fröbelstrasse.

Ob die Anwohner der Fröbel­strasse in Zürich-Hirslanden wissen, wer hinter dem Strassen­namen steckt? Wenn man die Bepflanzung der Vorgärten als Massstab nimmt, ist man nicht ­immer sicher. Denn Theodor Froebel (1810–1893) und später sein Sohn Otto gehören zu den innovativsten Gärtnern in der Geschichte der Stadt. Noch während seiner Tätigkeit im Botanischen Garten gründete Froebel die Kunst- und Handelsgärtnerei Froebel & Cie. Ein Start-up, wie man heute sagen würde.

Gestalter und Lieferant

Froebel war der richtige Mann zur richtigen Zeit. Das Bürgertum erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Blütezeit. Um die prächtigen Villen herum, die in Riesbach, Hottingen, Fluntern und der Enge entstanden, brauchte es auch blühende Gärten. Sie waren Ausdruck von Weltgewandtheit, umfassten – wie im Fall des Seidenindustriellen Wesendonck – sogar ganze Parkanlagen. Froebel zeichnete Pläne, machte Bepflanzungsvorschläge und lieferte die Gewächse, war quasi Gartenbauarchitekt, Generalunternehmer und Gärtner in einem. Dank importierten Pflanzensorten und eigenen Züchtungen deckte er mit seinem Angebotskatalog fast alle Wünsche ab. Die von ihm gezüchtete Seerose «Nymphaea froebeli» existiert bis heute. Schon bald vergrösserte er, errichtete Gewächshäuser, Freilandkulturen und eine Baumschule. Mitte der 1870er-Jahre gehörten ihm in der Stadt rund 3,75 Hektaren ehemaliges Ackerland.

Hohes Ansehen brachte Froebel die Gestaltung der öffentlichen Parkanlagen, die damals ­entstanden. Wer Renommee hatte oder etwas auf sich hielt, wollte dies auch in der Öffentlichkeit zeigen können. Froebel war in die Gestaltung aller grossen Park­anlagen involviert. Das Glanzstück bildete die neue Quaianlage. Sie sollte sich an natürlichen Landschaftsbildern orientieren und unterschiedliche Pflanzentypen umfassen. Froebel war beratender Experte und lieferte gleichzeitig die verschiedenen Gewächse. Eine heikle Doppelrolle, nicht nur aus heutiger Sicht. Auch an der Gestaltung des alten Botanischen Gartens, der Stadthausanlage und des Stadelhoferplatzes war Froebel beteiligt. Was wäre Zürich ohne seine ­öffentlichen Parks und Grün­anlagen? Bis zu hunderttausend Menschen drängen sich an schönen Tagen allein in die Seeanlage. Theodor Froebel hätte sicher Freude daran. Seine Saat ist aufgegangen.

Quellen:
Baugeschichtliches Archiv:
Teppichbeet und Promenade. Die Zürcher Kunst- und Handelsgärtner Froebel.

Lesen Sie am 4. Oktober den Beitrag zum Lux-Guyer-Weg.

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