Reportage
Endlich Zürcher!
Von: Sibylle Ambs-Keller
950 frisch eingebürgerte Zürcherinnen und Zürcher folgten der Einladung des Stadtrats am Donnerstagabend ins Kongresshaus zur offiziellen Einbürgerungsfeier.
«Ja! Endlich Zürcherin», freut sich Tanja Koschnick. Sie ist heute Abend mit ihrem Lebenspartner Timo Philippen und ihren drei Töchtern Charlotte, Mathilda und Josefine ins Kongresshaus gekommen, um ihren offiziellen Status als Zürcherin zu feiern. «Ich wohne seit 14 Jahren in Zürich und freue mich sehr, endlich auch mitreden zu dürfen.» Zusammen mit rund 950 anderen, die im Laufe des vergangenen Jahres in Zürich eingebürgert wurden, wird sie heute Abend im Kongresshaus offiziell vom Stadtrat begrüsst.
Den Weg zum Schweizer Pass empfand die gebürtige Deutsche nicht sehr schwierig: «Ich habe mich zwar auf eine Menge Papierkram gefasst gemacht, aber am Ende war es gar nicht so kompliziert. Wenn man sich genügend Zeit dafür nimmt, geht es recht reibungslos.» Ihre drei Töchter wurden hier in der Schweiz geboren. Für Tanja Koschnik war es ein besonderer Moment, als sie offiziell eingebürgert war: «Eine Woche danach durfte ich das erste Mal hier abstimmen. Es ist mir sehr wichtig, dass ich jetzt mitbestimmen kann, nachdem ich schon so lange in der Schweiz lebe. Jetzt fühle ich mich als Teil dieses Landes.» Ihr Partner Timo Philippen ist noch nicht ganz so weit: «Ich bin dieses Jahr 12 Jahre hier und kann nun den Antrag stellen.»
Gesuche aus 99 Ländern
Den Auftakt zum offiziellen Teil der Feier macht die Bigband der Stadtjugendmusik Zürich, als Moderatorin führt Daniela Milanese vom Schweizer Fernsehen SRF durch den Abend. Die Begrüssungsrede hält Stadtrat Gerold Lauber, der die verhinderte Stadtpräsidentin Corine Mauch vertritt. Lauber heisst nicht nur die Gäste willkommen, er beton auch, wie wichtig es ist, sich einbürgern zu lassen, wenn man in der Schweiz bleiben möchte. Denn der Schweizer Pass ist die Eintrittskarte zur Schweizer Demokratie.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 2752 Personen in Zürich eingebürgert. Die Gesuche kamen aus 99 verschiedenen Ländern. Ein grosser Teil der neuen Zürcherinnen und Zürcher, nämlich 20,6 Prozent, ist aus unserem Nachbarland Deutschland. Aber auch Italien, die Türkei, Kosovo und Portugal sind gut vertreten. Je eine Person kommt aus Aserbeidschan, Burkina Faso, Mali, Litauen, Libyen, Togo und dem Senegal. Aufgrund dieser Zahlen zeigt Gerold Lauber auf, wie vielfältig die Zürcher Stadtbevölkerung ist: «Hier hat jeder dritte Einwohner keinen Schweizer Pass und jeder zweite Zürcher hat Migrationshintergrund. Der Stadtrat will, dass wir in Zürich eine Kultur des Willkommens pflegen.» Integration sei keine Einbahnstrasse. Wenn man sich mit Flexibilität und Offenheit begegne, so sei Integration ein Gewinn für alle.
Prominenter Gast im anschliessenden Interview ist der katalanische Spitzenkoch David Martinez Salvany, der schon die Gäste im Clouds mit seinen Künsten verwöhnte. Auch er ist seit letztem Jahr offiziell Zürcher. Auf die Frage, was man den als Neu-Schweizer unbedingt mal gegessen haben muss, antwortet er, ohne lange zu überlegen: «Rösti. Man muss sie nicht nur gegessen haben, man muss sie auch selbst kochen können.»
Beim abschliessenden Aperitif gab es dann zwar keine Rösti, dafür mehrere andere, typisch schweizerische Spezialitäten.
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