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Reportage

Dieser Anblick des Rivalen schmerzt jeden Zürcher: Spieler des FC Basel bei der Meisterfeier. Bild: PD

Erzrivalen und beste Partner

Von: Sacha Beuth

10. April 2018

Die Institutionen des Gastkantons Basel-Stadt sind national meist die härtesten Konkurrenten ihrer Zürcher Mitbewerber. Entsprechend gross ist die Rivalität. Doch es gibt auch Bereiche, in denen man das Gegenüber als Ergänzung sieht und intensiv zusammenarbeitet.

Die Szene, wie GC-Stümer Mladen Petric an der Meisterfeier 2003 einen FCB-Schal anzündete, dürfte vielen noch präsent sein. Ebenso können sich viele noch daran erinnern, wie FCZ-Urgestein Urs Fischer Das Kunstmuseum Basel tauscht gelegentlich Werke mit dem Kunsthaus Zürich aus. Bild: PDvon den Basler Fans mit «Fischer, nie eine vo uns» empfangen wurde. Beide Begebenheiten zeugen überdeutlich von der tiefen Rivalität zwischen Zürich und Basel im Bereich Fussball (dass Petric ein Jahr später zum FCB wechselte und Fischer als Trainer trotzdem für zwei Meistertitel in Basel gefeiert wurde, tut diesem Umstand keinen Abbruch). Der Konkurrenzkampf der Kicker hat sogar Auswirkungen bei der Architektur. So käme es dem weltbekannten Basler Architekturunternehmen Herzog & de Meuron nie in den Sinn, in Zürich ein Stadion zu bauen. «Man kann keinen kultischen Ort schaffen, wenn man gleichzeitig hofft, dass das Heimteam dort jedes Spiel verliert», erzählte Jacques Herzog kürzlich dem «Tages-Anzeiger».

Austausch von Kunstwerken

Mindestens ebenso gross wie zwischen den Fussballvereinen ist die Rivalität im Detailhandel zwischen Migros mit Sitz in Zürich und Coop aus Basel. Zwar verzichteten beide Unternehmen auf eine Stellungnahme. Der Kampf um die besten bzw. neue Filialstandorte, die gleichzeitigen Aktionen bei den gleichen Produktetypen oder die Angleichung der Sortimente und Produktelinien sprechen jedoch eine deutliche Sprache.

Es gibt aber auch Bereiche, in denen man beste partnerschaftliche Beziehungen pflegt. Angesprochen auf die Kunstmuseen in Basel meint Björn Quellenberg, Mediensprecher des Kunsthauses Zürich: «Es gibt zwar einen gesunden Wettbewerb zwischen den kulturellen Institutionen bei der Akquisition von Besuchern und Sponsoren. Andererseits leihen sich Zürcher und Basler Museen gegenseitig Werke für Ausstellungen aus und werben teilweise gemeinsam für mehr Kunsttouristen in der Schweiz.» Ähnlich ist die Situation zwischen den beiden zoologischen Gärten: «Abgesehen von kleineren Neckereien – Keine Rivalen: Der Flughafen Zürich und der EuroAirport Basel erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Bild: PDgerade am Sechseläuten – arbeiten wir eng zusammen. Wir sprechen uns ab, welche Tiere wo gezeigt werden, bilden die Tierpfleger gemeinsam aus und tauschen uns auch bezüglich der Regulierungen und Verwaltungsaufgaben aus», erzählt Alex Rübel, Direktor des Zoos Zürich.

Auch beim Vergleich zwischen den beiden Flughäfen will man von Zürcher Seite her nicht von Rivalität sprechen. «Der Flughafen Zürich und der Euro-Airport Basel-Mülhausen sind schwierig zu vergleichen, da sie unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Anders als Basel ist Zürich eine interkontinentale Verkehrsdrehscheibe, also ein Hub, mit Umsteigeverkehr», so Sonja Zöchling, Mediensprecherin des Flughafens Zürich. Trotzdem würden regelmässig Erfahrungen in den Bereichen Winterdienst, Gastro oder Kommerz ausgetauscht. Es geht also auch gut miteinander.

Präsidialer Schlagabtausch mit Augenzwinkern

Wie in Zürich mit Corine Mauch (57) von der SP steht auch in Basel mit Elisabeth Ackermann (54) von den Grünen eine Frau dem Präsidialdepartement vor. Um herauszufinden, wer im Stadtvergleich vorne liegt, hat das «Tagblatt» den beiden einen entsprechenden Fragenkatalog vorgelegt. Bei der Beantwortung bewiesen sowohl Ackermann wie Mauch Werbetalent – inklusive einiger kleinerer, humorvoller Seitenhiebe.

Warum ist Ihre Stadt schöner als die Ihrer Amtskollegin?

Elisabeth Ackermann: Weil man im historischen Stadtzentrum die längere urbane Tradition spürt, unser Zentrum heisst auch nicht Dörfli. Und die Grenzlage macht Basel einzigartig.
Corine Mauch: Unsere beiden Städte haben viel gemeinsam, unter anderem den Bezug zum Wasser. Aber einen richtigen See gibt es nur in Zürich.

In welchen Situationen wären Sie lieber Bewohnerin der jeweils anderen Stadt?

Elisabeth Ackermann: Im Sommer während des Theater Spektakel – allerdings konnten wir auf dem kulturellen Transfermarkt einen Coup landen und Sandro Lunin an die Kaserne Basel holen. Ich freue mich auf seine Programme hier in Basel.
Corine Mauch: Die Vorstellung, zu Fuss oder mit dem Velo in wenigen Minuten in zwei anderen Ländern zu sein, hat etwas sehr Reizvolles und Weltoffenes.

Wer stellt die besseren kulinarischen Spezialitäten her?

Elisabeth Ackermann: In Basel sind die Zürcher Läckerli natürlich ungeniessbar, es ist deshalb nicht verwunderlich, dass eine Zürcherin nach Basel geflohen ist, um hier Basler Läckerli herzustellen. Am Sechseläuten auf dem Lindenhof lassen sich viele weitere Basler Spezialitäten ausprobieren.
Corine Mauch: Da würde ich sagen: unentschieden. Für beide gilt: Am Rhein und an der Limmat ist das kulinarische Niveau hoch.

Warum ist Ihre Stadt sportlicher als die Ihrer Amtskollegin?

Elisabeth Ackermann: Das zeigt sich an den vielen Erfolgen des FCB und von Roger Federer, der ja regelmässig an seinem Heimturnier in Basel zum Sieg servieren kann. Die Sportbegeisterung ist gross, und in Basel finden regelmässig internationale Sportevents statt, 2019 etwa die Badminton-Weltmeisterschaften.
Corine Mauch: Weil rund jede fünfte Zürcherin und jeder fünfte Zürcher aktiv vom Angebot der über 500 Vereine aus allen Sportarten Gebrauch macht.

Was macht Ihre Stadt zur Festhütte und lässt sie die Anlässe in der anderen Stadt übertrumpfen?

Elisabeth Ackermann: Die FCB-Siegesfeiern sind legendär und lassen die Herzen der Basler und Baslerinnen höher schlagen. Ähnliches habe ich aus Zürich noch nie gehört. Dieses Jahr bleibt uns allerdings wohl nur die Fasnacht, die erst kürzlich in die Liste der immateriellen Unesco-Kulturgüter aufgenommen wurde und ein einzigartiges Ereignis ist.
Corine Mauch: Das Züri-Fäscht gilt als grösstes Volksfest der Schweiz. Aber genauso wichtig ist unsere Bar- und Clubvielfalt. Und die Zürcher Technokultur gehört seit letztem Jahr offiziell zum immateriellen Kulturerbe der Schweiz.

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