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Reportage

Ein Ultrakleinflugzeug begleitet eine Gruppe in Zoos geborener Waldrappe auf ihrem Zug in den Süden. Bild: TGS, L. Siebert-Lang

Flugschule für einen besonderen Vogel

Von: Severin Dressen

15. März 2023

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Wiederauswilderung des Waldrapps. 

Einst ausgestorben, ist der Waldrapp wieder da. Die aufwendige Wiederansiedlung des Ibisvogels ist laut einem Artikel, der kürzlich im Wissenschaftsmagazin Oryx veröffentlicht wurde, auf gutem Weg. Auch der Zoo Zürich beteiligt sich an diesen erfolgreichen Projekten. Er hält seit 1971 Waldrappe und schickt regelmässig Jungvögel an Auswilderungsstationen in Österreich und Spanien. In Österreich werden die Jungtiere von Pflegeeltern aufgezogen und darauf trainiert, einem Ultrakleinflugzeug zu folgen. So lernen die Jungvögel den Weg ins Überwinterungsgebiet in Italien kennen. Die Vögel in Spanien ziehen nicht in den Süden und müssen entsprechend nicht «geschult» werden.

Delikatesse und Trophäe

Aber wer ist dieser Waldrapp eigentlich? Mit seinen strubbeligen Nackenfedern und seiner düsteren Erscheinung ist er definitiv keine klassische Schönheit. Aber: Er war beliebt – als fleischliche Delikatesse. Oder als Trophäe. Aus diesem Grund wurde der Waldrapp im Mittelalter so lange gejagt, bis es ihn nicht mehr gab. Im 17. Jahrhundert starb der Zugvogel mit dem langen gebogenen Schnabel in unseren Gefilden, hierzulande und in ganz Mitteleuropa, endgültig aus. Nur ein paar Restpopulationen in Nordafrika und im Nahen Osten überlebten.

Noch heute ist der Waldrapp gefährdet. Dank europäischen Zoos, die ihn seit knapp 100 Jahren halten, existiert eine gesunde Reservepopulation. Doch der Artenschutzgedanke geht über die erfolgreiche Nachzucht in Zoos hinaus. Seit 2003 wird eine wandernde Population in Mitteleuropa angesiedelt. Mit Erfolg.

Nachschub aus Zoos

Nun zeigen wissenschaftliche Daten, dass die Population gute Aussichten auf ein langfristiges Überleben hat. Aktuell sind etwa 200 Vögel im Lebensraum Österreich und Süddeutschland unterwegs – und auch in der Schweiz werden Waldrappe gesichtet. Seit 2011 pflanzt sich die Population in der Wildnis erfolgreich fort, durchschnittlich gibt es mehr als zwei flügge gewordene Jungvögel pro Nest. Allerdings ist Population noch nicht selbsterhaltend, da es immer wieder zu Todesfällen durch illegale Jagd kommt oder Tiere aufgrund von Stromleitungen sterben. Deshalb werden die Auswilderungsprojekte vorerst aufrechterhalten, weiterhin auch mit Jungvögeln aus dem Zoo Zürich. Ziel des Projektes ist es, die Population auf mindestens 350 Individuen anwachsen zu lassen.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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