Reportage
Freipass für Parkplatz-Egos
Von: Sacha Beuth
In der Stadt Zürich stellen viele Autofahrer ihr Fahrzeug so ab, dass es mehr Platz als nötig einnimmt – zum grossen Ärger anderer Automobilisten, die weiter nach einem freien Parkplatz suchen müssen.
Freie Parkplätze sind in Zürich ein rares Gut. Doch für gewisse Automobilisten noch lange kein Grund, entsprechend platzsparend in der blauen Zone zu parkieren. «Ich erlebe täglich, wie Autofahrer ihre Wagen in der blauen Zone parkieren, als hätten sie Anrecht auf den gesamten Parkstreifen», erzählt Leser Andreas F. dem «Tagblatt». «Die schauen nur für sich, diese Egos.»
Dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall handelt, zeigte eine Augenscheinnahme des «Tagblatts» in den Kreisen 4 und 12. Fast an jeder zweiten Strasse fanden sich Parkstreifen, auf denen die Autos so abgestellt waren, dass Platz verschwendet wurde. Und es fanden sich auch umgehend Personen, die darunter zu leiden hatten. Etwa die Aargauerin Karen Probst, die mit dem Auto nach Zürich zur Arbeit fährt. «Es ist ein Dauerärgernis. Da suchst du verzweifelt einen Parkplatz, und immer, wenn du eine Lücke siehst, ist sie zu eng, weil die Halter der davor und dahinter befindlichen Fahrzeuge unnötig viel Raum beansprucht haben», sagt Probst kopfschüttelnd und ergänzt: «Hätten sie beim Parkieren etwas mehr aufgeschlossen, hätte noch ein weiteres Auto Platz gehabt.» Ganz abgesehen davon würde so der Suchverkehr unnötig erhöht.
Die Problematik ist der Stadtpolizei bekannt. Nur allzu viel dagegen unternehmen kann sie nicht. «Solange der Lenker sein Auto korrekt innerhalb der Markierung abgestellt hat, sind uns die Hände gebunden, selbst wenn er noch so viel Platz verschwendet», erklärt Mediensprecher Marco Bisa.
Egos auch im Parkhaus
Auch Reto Cavegn, Geschäftsführer der Sektion Zürich beim TCS, hat sich schon über derlei Situationen geärgert. Und hat sie nicht nur in der blauen Zone, sondern vor allem auch in den Parkhäusern in und um Zürich festgestellt. «Es ist mir schon mehrmals passiert, dass ich dort einen an sich freien Parkplatz nicht benützen konnte, weil die Fahrzeuge links und rechts davon so nahe am Feld zwischen ihnen parkiert waren, dass man ohne Schrammen zu verursachen nicht aufs Parkfeld hätte gelangen können.»
«Tagblatt»-Leserin Andrea W. stösst ins gleiche Horn. «Gerade in den Parkhäusern von Geschäftszentren kann man erleben, wie gerade Besitzer von SUVs ihr Auto gleich in die Mitte von zwei Parkfeldern stellen.» Darauf angesprochen, zeigen sich die Verantwortlichen erstaunt. «Das Einkaufszentrum Letzipark scheint in der glücklichen Lage zu sein, dass es bisher von Parksündern dieser Art verschont geblieben ist», schreibt Renato Blösch, Leiter EKZ Letzipark. «Uns sind diesbezüglich keine Beschwerden bekannt» heisst es bei Aldi Suisse. Und André Nicolier vom Glattzentrum antwortet: «Übeltäter sind so selten, dass wir nichts unternehmen müssen». «Blödsinn», findet Andrea W. «Die sollten sich in ihren Parkhäusern mal etwas genauer umschauen.»
Was ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns: echo@tagblattzuerich.ch
Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von tagblattzuerich.ch
Artikel bewerten
Leserkommentare
bernhard inhof - Das mit dem Platz versperren ist schon richtig, aber das jemand mit dem Auto zur Arbeit kommt und vermutlich den ganzen Tag einen Parkplatz sperrt, ist auch nicht in Ordnung. Es gibt sehr gute öv.