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Reportage

Kann seine Beute aus bis zu drei Metern Entfernung abschiessen: Schützenfisch. Bild: Zoo Zürich / E. Franchini

Gut gezielt ist halb gefressen

Von: Severin Dressen

12. April 2022

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Schützenfische.

Am Land oder in der Luft lebende Tiere, die sich ihre Nahrung aus dem Wasser holen, gibt es einige – Bären, die in Flüssen fischen zum Beispiel, oder Vögel, die im offenen Meer tauchen. Es gibt aber auch das Gegenstück dazu: wasserlebende Tiere, die sich ihr Futter ausserhalb des Wassers besorgen. Ein solcher Spezialist ist der Schützenfisch.

Den Schützenfisch gibt es in verschiedenen Arten von Indien über Südostasien bis nach Nordaustralien. Er lebt meistens in kleinen Gruppen und ist tagaktiv. Der Fisch ist nicht sehr gross – meistens etwa zehn bis zwanzig Zentimeter lang, eine Art schafft es bis auf vierzig Zentimeter – und sein Körper ist, von vorne betrachtet, schmal, aber dafür hoch. Ausserdem hat er ein grosses Maul mit einem vorstehenden Unterkiefer. Mit diesem Maul geht er auf die Jagd nach Beute – mit einer ganz besonderen Methode.

Wasser als Munition

Der Schützenfisch ernährt sich von kleinen Insekten, etwa Fliegen, Heuschrecken oder Ameisen. Diese bevorzugt er frisch und lebendig. Da der Fisch nicht aus dem Wasser heraus kann, sich seine Beute aber wiederum nicht freiwillig zu ihm ins Wasser hinein begibt, muss er seine Snacks aktiv ins Wasser befördern. Das macht er mit einer ausgefeilten Technik: Er schiesst sie ab. Daher auch der Name Schützenfisch. 

Um ein Insekt abzuschiessen, stellt sich der Fisch im Wasser auf, so dass sein Mund knapp die Wasseroberfläche bricht. Mit Zunge und Gaumen bildet er ein Rohr. Dann presst er die Kiemendeckel zusammen und feuert so durch den leicht geöffneten Mund einen Wasserstrahl ab – entweder direkt auf die Beute oder auf das Blatt oder den Zweig, auf dem sich das Insekt gerade befindet. Das Wasser im Strahl fliegt dabei mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, nämlich hinten schneller als vorne. Das hat zur Folge, dass das Wasser, wenn es bei der Beute eintrifft, nicht mehr ein dünner Strahl ist, sondern sich zu einer Art Wasserblase gesammelt hat. Damit dieser Effekt am richtigen Ort eintritt (nämlich bei der Beute), stimmt der Schützenfisch Wassermenge und Druck auf die Distanz zum Zielort ab. Dabei kann er bis zu drei Meter weit schiessen.

Der Schützenfisch schiesst nicht nur mit ausgefeilter Technik, er ist auch ausserordentlich treffsicher; meist reicht ein einzelner Schuss zum Erfolg. Das ist umso erstaunlicher, als dass er von unter der Wasseroberfläche zielt. Er muss also nicht nur Wassermenge und -druck richtig dosieren, sondern auch noch die Brechung des Lichts beim Übergang von der Luft ins Wasser miteinberechnen. Wenn Sie schon mal mit offenen Augen getaucht sind und zum Beispiel Ihre Hand über das Wasser gehalten und von unter Wasser betrachtet haben, kennen Sie den Effekt.

 

Interaktives Aqualabor

Jeweils am Dienstag- und Freitagnachmittag ist im Aquarium das Aqualabor geöffnet. Zoomitarbeitende und Mitglieder des Freiwilligenteams FTZ gewähren Ihnen dort spannende Einblicke ins Leben unter Wasser. Zum Beispiel können Sie dank Binokular Kleinstlebewesen wie Zooplankton, Kleinkrebse und andere Wassertierchen beobachten, die am Beginn der Nahrungskette stehen.

Weitere Infos: www.zoo.ch/aquarium

 

 

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