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Reportage

Sieht aus wie ein Zweig und zählt ebenfalls zu den Gliederfüssern: Stabschrecke. Bild: Zoo Zürich; Rita Schlegel

Klein, aber erfolgreich

Von: Alex Rübel

29. Januar 2019

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Gliederfüsser.

Obwohl wir bei uns im Zoo den Besuchern fast 400 verschiedene Tierarten vorstellen, ist das nur ein sehr kleiner Ausschnitt aus der riesigen Vielfalt der Tierwelt. Um die 68 000 Wirbeltierarten sind derzeit bekannt, und bei den Wirbellosen sind es noch viel, viel mehr. Alleine bei den Gliederfüssern, also Insekten, Krebstiere, Tausendfüsser, Spinnen und Co., spricht man heute von etwa 1,2 Millionen Arten.

Trotz dieser riesigen Vielfalt erhalten die meisten Gliederfüsser nicht annähernd die gleiche Aufmerksamkeit, wie sie etwa Elefanten oder Grosskatzen zuteilwird. Das mag daran liegen, dass diese Tiergruppe vor allem kleinere bis sehr kleine ­Arten umfasst. Die kleinsten messen nur gerade um die 0,1 Millimeter und sind von Auge fast nicht mehr sichtbar. Grösste Vertreterin der Gliederfüsser ist die im Meer lebende japanische Riesenkrabbe mit einem Gewicht von über 10 Kilogramm, grösster landlebender Gliederfüsser der Palmendieb (ebenfalls ein Krebs), der bis zu 4 Kilogramm schwer wird.

Raus aus der Chitin-Hülle

Gliederfüsser mögen klein und von uns wenig beachtet sein, sie sind aber die wohl erfolgreichste Tiergruppe der Erde. Sie haben sich alle Lebensräume erschlossen und besetzen eine Vielzahl ökologischer Nischen im Wasser, auf dem Boden und in der Luft. Sie ernähren sich räuberisch, von Pflanzen oder treten als Parasiten auf, und sie bilden selber die Nahrungsgrund­lage für unzählige andere Tiere. Frisch metamorphosierte Pfeilgiftfrösche etwa erbeuten knapp millimetergrosse Springschwänze, der Grosse Ameisenbär stellt täglich rund 30 000 Ameisen und Termiten nach, und der bis zu 200 Tonnen schwere Blauwal stillt seinen Hunger mit enormen Mengen an Kleinstkrebsen.

Allen Gliederfüssern gemeinsam ist das aus Chitin gebildete äussere Skelett. Damit das Tier trotz dieser starren Hülle wachsen kann, muss es im wahrsten Wortsinn «aus der Haut fahren», sprich: sich häuten. Bei diesem Vorgang sind die Tiere bis zur Aushärtung der neuen Haut kurzzeitig sehr verletzlich. Das Prinzip hat sich aber offensichtlich trotzdem bewährt. Das Wachstum der Gliederfüsser folgt dabei im Wesentlichen zwei Mustern. Bei der einen Variante bleibt der Bauplan während der ganzen Entwicklung mehr oder weniger gleich. Man nennt dies hemimetabole Entwicklung. So sind etwa frisch geschlüpfte Heuschrecken bereits als solche erkennbar. Bei der anderen Variante findet am Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenstadium ein «Umbau» des Tieres statt (holometabole Entwicklung). Ein Beispiel dafür ist die Raupe, die im Puppenstadium eine grundlegende Umwandlung zum Schmetterling durchläuft.

Tarnungskünstler

Unter den Gliederfüssern gibt es Meister der Tarnung. Etwa die Wandelnden Blätter, die genauso aussehen, wie sie heissen. Die Tiere imitieren Blätter so raffiniert, dass es vorkommen soll, dass sie versehentlich von Artgenossen angefressen werden. Auch die Stab- und Gespenstschrecken sind hervorragend getarnt. Sie sind bei uns im Zoo im Exotarium zu sehen. Stabschrecken z. B. imitieren mit ihren lang- gestreckten Körpern feine Zweige und Ästchen, inklusive knospenartiger Strukturen und Beinchen, die sie wie Seitenäste abspreizen.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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