mobile Navigation

Reportage

Servicetechniker Jacopo Folcia im Palmenhaus: Ein Ausfall der Heizungsanlage wäre für die seltenen Pflanzen im Winter verheerend. Bild: Werner Schüepp

Klimamacher im Palmenhaus

10. Februar 2020

Klima: Der Servicetechniker Jacopo Folcia sorgt in der Zürcher Stadtgärtnerei für tropische Wärme. Die seltenen Pflanzen sind heikel und brauchen gerade im Winter permanent die richtige Temperatur. 

Die Stadtgärtnerei in Albisrieden ist bei den Zürcherinnen und Zürchern als Ausflugsziel beliebt. 365 Tage im Jahr bietet sie kostenlosen Zugang, bei den Besuchern steht vor allem das Palmen- und Tropenhaus in der Beliebtheit weit oben. Die beiden Häuser werden als exotische Oasen, als Orte der Ruhe mitten in der Stadt, geschätzt. In diesem abwechslungsreich gestalteten Dschungel wachsen und gedeihen über 50 verschiedene tropische und subtropische Nutzpflanzen sowie diverse Fische und Vögel aus Afrika, Neuseeland und Australien. Nebst Kokospalmen, Kapokbaum oder Affenbrotbaum findet man auch die Ylang-Ylang-Blüten, die dem Parfum Chanel Nº 5 seinen Duft verleihen.

Die exotische Tier- und Pflanzenwelt unter dem Glasdach des Palmenhauses braucht deshalb gerade im Winter wegen den kälteren Aussentemperaturen viel Pflege und Aufmerksamkeit. Nur schon ein kurzer Ausfall der Heizungsanlage, die das Palmenhaus und die diversen Treibhäuser mit Wärme speist, wäre an einem kalten Wintertag verheerend. Setzlinge und exotische Pflanzen würden bei sinkenden Temperaturen sehr schnell Schaden erleiden. Damit dies nicht geschieht, dafür sorgt «Klimamacher» Jacopo Folcia. Der Servicetechniker von Energie 360 Grad kommt einmal die Woche für eine Inspektion bei der Stadtgärtnerei vorbei und kontrolliert, ob die Heizungsanlage permanent die richtige Temperatur liefert. Das heisst, für das Palmenhaus ungefähr 20 bis 22 Grad Celsius, fürs Tropenhaus um die 25 Grad Celsius und in den Gewächshäusern sollte um die 16 Grad Celsius herrschen. «Meine Hauptaufgabe ist, dass wärmetechnisch in der Stadtgärtnerei alles richtig funktioniert», sagt Folcia. Zu seinem Aufgabenprofil gehören neben Kontrolle und Inspektion der Anlage auch Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie das wöchentliche Reinigen des Heizungskessels, indem er die Asche entfernt. Für den grössten Teil der Wärme im Palmenhaus ist eine Holzpellet-Anlage verantwortlich. Braucht es an besonders kalten Tagen einen zusätzlichen Schub Wärme, schaltet sich unterstützend eine Erdgas / Biogasheizung ein, erklärt Folcia.

Alle zehn Tage liefern Lastwagenchauffeure 20 Tonnen Holzpellets in die Stadtgärtnerei. Für den Betrieb und Unterhalt der grossen Heizung ist Energie 360 Grad zuständig. Das Unternehmen, das zu 96 Prozent den Zürcherinnen und Zürchern gehört, betreibt und wartet in der ganzen Schweiz insgesamt 263 Anlagen, davon rund 115 im Kanton Zürich und angrenzenden Gebieten wie Schaffhausen, Thurgau und Aargau.

Station auf dem Dach

Was geschieht, wenn diese Heizungsanlage einmal versagt und die Temperaturen an einem Wintertag dramatisch sinken würden? Jacopo Folcia: «Für einen solchen Ernstfall sind wir gut gerüstet.» Weil die Heizung in der Stadtgärtnerei eine solch zentrale Rolle spielt, käme ein Notfall-Paket zum Einsatz: Sollte die Heizung tatsächlich einmal ausfallen, kämen innert kürzester Zeit mobile Heizungen zum Einsatz, die in der näheren Umgebung eingelagert sind. Damit ist sichergestellt, dass bei einem plötzlichen Absinken der Temperatur die Setzlinge und tropischen Pflanzen möglichst wenig Schaden nehmen würden. «Ein kompletter Ausfall der Heizung ist bis jetzt zum Glück noch nicht vorgekommen», sagt Folcia. Zudem gibt es noch einen weiteren Schutz: Bei sinkenden Temperaturen würden sich horizontale Stoffbahnen entrollen und die Glasdecke abschirmen, damit weniger Wärme nach oben entweichen kann. Heizung, Schattierung und Lüftung in der Stadtgärtnerei werden alle über einen Klimacomputer gesteuert, der mit einer Wetterstation auf dem Dach verbunden ist. «Unser Servicetechniker, der die Anlage auch per Fernwartung überwachen kann, hat jederzeit freien Zugang zur Stadtgärtnerei, das ist ein grosser Vertrauensbeweis», sagt Melanie Frei, Sprecherin Energie 360 Grad.

Jacopo Folcia, in Mailand geboren und aufgewachsen, lebt seit zwei Jahren in der Schweiz und ist seit einem halben Jahr für die Heizung der Stadtgärtnerei verantwortlich. Der 38-Jährige gelernte Heizungsmonteur ist viel unterwegs und plant seine Arbeitstage selbständig. Ein Servicetechniker bei Energie 360 Grad betreut 20 bis 30 Anlagen; in Folcias Verantwortung sind es zurzeit 22 Stück. Darunter auch solche, die Erdwärme oder Grundwasser als Energiequelle nutzen, ebenso wie Gasheizungen und Klimaanlagen. «Von allen Anlagen, für die ich zuständig bin, ist die Stadtgärtnerei sicher speziell, weil hier konstant die richtigen Temperaturen vorherrschen müssen», so Folcia, der sich seiner Verantwortung bewusst ist. Zu dieser gehört auch seine Verfügbarkeit nachts und an den Wochenenden. Deshalb versieht er regelmässig Pikettdienst, um bei einem Notfall schnell reagieren zu können. «So ist sichergestellt, dass die Pflanzen im Palmenhaus gut und warm durch den Winter kommen», wie Jacopo Folcia sagt.

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir 2 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare