mobile Navigation

Reportage

Herzige Fellknäuel mit Kulleraugen – die nachtaktiven Goodman-Mausmakis leben mit drei anderen Lemurenarten in der Masoalahalle des Zoos Zürich. Bild: Zoo Zürich/Edi Day

Lemuren im «Energiesparmodus»

Von: Sacha Beuth

02. Dezember 2014

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über ­Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Mausmaki, Vari und Co.

Beim Wort «Winterschlaf» denken vermutlich viele an Tiere, die sich über den Sommer und Herbst eine dicke Fettschicht anfuttern und die kalten Wintermonate dann in einer Art Dauertiefschlaf hinter sich bringen. Ein klassisches Beispiel für einen solchen Winterschläfer ist etwa der Igel. Der Winterschlaf oder «Torpor» funktioniert dabei als eine Art «Energiesparmodus». Hierzu reduziert das Tier die Vorgänge in seinem Körper auf ein Minimum und senkt die Körpertemperatur ab. Es tut dies vor allem, um Phasen zu überbrücken, in denen die Nahrung knapp ist. Für dieses «Leben auf Sparflamme» ist der uns geläufige «klassische» Winterschlaf ein eindrückliches Beispiel – aber bei weitem nicht das einzige. Im Masoala-Regenwald etwa finden sich weitere Formen des Torpors.

Winterschlaf ohne Kälte

Ein Beispiel hierzu liefert uns der Goodman-Mausmaki, eine kleine, nachtaktive Lemuren-Art. Der Mausmaki ist der kleinste Halbaffe Madagaskars: Er wird etwa acht Zentimeter gross und wiegt nur gerade 30 bis 50 Gramm. Er ernährt sich von Früchten, Blättern, Sprossen und Insekten, die er nachts im Unterwuchs zusammensucht. In der Trockenzeit wird dieses Nahrungsan­gebot allerdings knapp. Deshalb frisst er sich in den guten Zeiten ein Fettpolster an, das sich hauptsächlich am Schwanzansatz festsetzt. Um Energie zu sparen, verfällt der Mausmaki dann in den Trockenmonaten von April bis Oktober, dem Winter auf der Südhalbkugel, in einen mehr oder weniger durchgängigen Winterschlaf, den Torpor.

Forschung in Madagaskar und im Zoo Zürich

In früheren Haltungen von Mausmakis haben diese jeweils nur eine Art Schlaf über einen Tag hinweg gemacht. Die Natürlichkeit des Masoala-Regenwalds im Zoo Zürich ermöglicht den Forschern jetzt aber, den Torpor nicht nur im Freiland, sondern auch im Zoo zu erforschen. Die hochverdiente und heute wichtigste Lemurenspezialistin Prof. Patricia C. Wright von der Stony Brook University in den USA hat deshalb zusammen mit dem Zoo Zürich ein Forschungsprogramm aufgebaut. Es vergleicht die Ergebnisse aus ihrer Station in Ranomafana mit denen in Zürich, um hier im Zoo neue Erkenntnisse über die Mausmakis zu gewinnen, die man in der Wildnis aus logistischen Gründen kaum erwerben kann.

Lemuren im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich leben im Masoala-Regenwald vier Lemuren-Arten: Neben dem Goodman-Mausmaki und dem Grossen Katzenmaki sind dies der Rotstirnmaki und der Rote Vari. Letzterer ist gemäss der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN vom Aussterben bedroht. Die anderen Arten sind gefährdet.
Weitere Infos unter: www.zoo.ch

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare