mobile Navigation

Reportage

Handtaschen-Expertin Beatrix Hennig-Eijsbouts prüft eine Chanel-Tasche auf Echtheit.

Luxusgüter kommen unter den Hammer

Von: Ginger Hebel

19. November 2019

Schätzungen: Das Auktionshaus Rapp nimmt geeignete Objekte für internationale Versteigerungen entgegen. Aktuell beliebt: Vintage- und Designertaschen.

Beatrix Hennig-Eijsbouts täuscht man nicht so schnell. Die Handtaschen-Expertin weiss genau, worauf es bei Luxushandtaschen ankommt. Für das traditionsreiche Schweizer Auktionshaus Rapp prüft sie die Echtheit von gebrauchten Birkin und Kelly Bags, Chanel- und Louis-Vuitton-Taschen und schätzt deren Wert. «Die Nachfrage nach Vintage- und Luxushandtaschen ist sehr gross», sagt Beatrix Hennig-Eijs­bouts. Aus diesem Grund bietet das Auktionshaus regelmässig kostenlose Schätzungstage für Handtaschen an. Letzte Woche fand ein Expertentag im Hotel Opera im Zürcher Seefeld statt.

Eine Taschenliebhaberin möchte ihre Chanel-Tasche in die Versteigerung geben. Beim Anblick der klassischen Flap Bag bekommt Expertin Beatrix Hennig-Eijsbouts glänzende Augen. Die Tasche sei in sehr gutem Zustand, auch wenn die Ecken etwas abgewetzt seien. «Die Abnutzung hinterlässt am weichen Lammnappa ihre Spuren, aber eine Tasche darf ruhig getragen aussehen.» Mit der Taschenlampe prüft sie Nähte und Reissverschlüsse. «Original-Chanel-Taschen haben eine Diamantensteppung, das C ist schön ineinandergeschwungen, und bei der Verarbeitung der Rücknaht ist Mona Lisas Lächeln zu erkennen», erklärt die Fachfrau. Eines der wichtigsten Merkmale einer echten Chanel-Tasche ist die Seriennummer. Diese wird seit Mitte der Achtzigerjahre auf eine Authentizitätskarte geprägt und mit der entsprechenden Tasche ausgeliefert. Zusätzlich befindet sich die identische Seriennummer im Inneren der Tasche.

Fälschungen aufdecken

Eine junge Frau will sich nach der Trennung ihres Freundes auch von der Louis-Vuitton-Tasche trennen, die er ihr schenkte. «Sie ist leider gefälscht», sagt Beatrix Hennig-Eijs­bouts. «Es gibt heutzutage sehr gute Fälschungen, die man nicht auf den ersten Blick sieht, doch die Verarbeitung muss perfekt sein.» Ältere Damen bringen ihre teuren Kroko-Handtaschen zur Schätzung mit. «Wir sehen bombastische Taschen in handwerklicher Perfektion. Sie waren in der Anschaffung sehr teuer, aber der Verkauf ist aktuell ganz schwierig. Die Nachfrage fehlt», sagt Marianne Rapp Ohmann. Die 43-Jährige führt das Auktionshaus Rapp in zweiter Generation. Sie beobachtet die Märkte in London und Hongkong ganz genau und führt internationale Versteigerungen durch. Ihr Vater gründete das Auktionshaus in den Siebzigerjahren. Damals lag der Fokus auf Briefmarken, später kamen Münzen hinzu. In den letzten Jahren sei der Bereich Uhren und Schmuck stark gewachsen. «Neu nehmen wir auch Luxushandtaschen entgegen, weil der Markt danach verlangt», sagt Marianne Rapp Ohmann. Heute gehört das Auktionshaus Rapp zu den weltweit renommiertesten Versteigerungsunternehmen.

Eine Dame überreicht den Experten eine Birkin Bag von Hermès. Wert: circa 15 000 Franken. Die Tasche war jahrzehntelang ihre treueste Begleiterin, jetzt sei sie ihr am Arm zu schwer geworden. Sie wünscht sich, dass die Tasche und somit ein Stück Geschichte weiterleben. «Mir gefällt dieser Nachhaltigkeitsgedanke», sagt Stylingcoach Ana Maria Haldimann. In der heutigen Konsumgesellschaft sei es eine positive Entwicklung, wenn getragene Taschen weitergegeben und dafür eine neue alte gekauft würde.

Taschenexpertin Beatrix Hennig-Eijsbouts greift zu einer Vintage-Gucci-Tasche, die bei der nächsten Auktion versteigert wird. Die Tasche gehörte einer Frau, die einst Nachbarin der Familie Gucci war – in bescheideneren Zeiten, lange bevor Gucci zum gigantischen Modeunternehmen aufstieg.

Weitere Informationen: Nächster Expertentag: Samstag, 30. November, 10 bis 17.30 Uhr, Widder-Hotel, Rennweg 7. Anmeldung notwendig. www.rapp-auktionen.ch

 

 

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare