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Reportage

Der Beutel von Koalaweibchen Pippa wird von Tag zu Tag schwerer. Leider ist er bzw. das darin befindliche Jungtier nur schwer zu erkennen, da sich Koalas meist zusammengekugelt in einer Astgabel aufhalten. Bild: Zoo Zürich / A. Perin de Iaco

Mehr als ein Stauraum

Von: Severin Dressen

18. August 2020

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. In dieser Woche geht es um die Beutel der Koalas.

Unser Koalaweibchen Pippa hat ein Baby im Beutel, ein sogenanntes «Joey» (siehe auch «Tagblatt» vom 12.8.). Dort wächst es in den nächsten Wochen und Monaten hoffentlich komplikationslos zu einem fertigen kleinen Koala heran. Doch wie funktioniert die Sache mit dem Beutel eigentlich genau?

Eisprung nicht zyklisch

Koalas sind, wie alle Beuteltiere, Säugetiere, jedoch mit einigen Besonderheiten. Um mit den süffigsten Details ganz am Anfang des Fortpflanzungsprozesses zu beginnen: Koalamännchen haben einen gespaltenen Penis (das heisst mit zwei «Köpfen»), Koalaweibchen drei Vaginas und zwei Gebärmütter, was von aussen allerdings nicht erkennbar ist (da nur eine sichtbare Geschlechtsöffnung). Ebenfalls anders als wir haben Koalaweibchen eine sogenannt induzierte Ovulation. Das heisst, dass ein Koalaweibchen zwar regelmässig empfängnisbereit ist, der Eisprung aber nicht zyklisch erfolgt. Er wird erst durch die Paarung und das Vorhandensein von Sperma ausgelöst. Ein ähnliches System haben zum Beispiel auch Katzen und Kaninchen.

Nach einer erfolgreichen Befruchtung entwickelt sich der Koalafötus zuerst rund 35 Tage lang im Bauch der Mutter. Nach dieser kurzen Zeit findet bereits die Geburt statt. Das Neugeborene ist zu diesem Zeitpunkt nicht viel mehr als eine winzige pinke Bohne: etwa zwei Zentimeter lang, weniger als ein Gramm schwer, nackt, blind und ohne Ohren. Aber: Es hat bereits einen gut entwickelten Geruchs- und Tastsinn und starke Arme und Hände mit Krallen. Ohne Hilfe muss das winzige «Joey» den Weg vom Geburtskanal in den Beutel finden und dort so rasch wie möglich an eine der beiden Zitzen andocken. Ist dies geschafft, verbleibt das Joey nun die nächsten fünf bis sieben Monate an der Zitze im Beutel. Dort entwickelt es sich weiter und bildet zum Beispiel Augen, Ohren und Fell aus.

Kot der Mutter als Nahrung

Im Alter von ungefähr 22 Wochen öffnet das Joey schliesslich seine Augen und beginnt, erstmals den Kopf aus dem Beutel zu strecken. In dieser Zeit fängt es auch an, neben der Muttermilch zusätzlich «Pap» zu sich zu nehmen. Pap ist ein spezieller Kot der Mutter. Er enthält alle wichtigen Bakterien und Mikroorganismen, die das Koala-Jungtier braucht, um später den Eukalyptus verdauen zu können. Ab acht Monaten verlässt das Joey schliesslich den Beutel und hält sich nun am Rücken der Mutter fest. Dort beginnt es damit, selber Eukalyptusblätter zu fressen. Es nimmt aber auch weiterhin Milch zu sich, bis es ungefähr ein Jahr alt ist. Da das Joey inzwischen nicht mehr in den Beutel passt, verlängert sich die Zitze zu diesem Zeitpunkt bis zur Beutelöffnung. Mit etwa einem Jahr wird das Jungtier schliesslich von der Mutter entwöhnt.

Australien in Zürich

Neben den Koalas leben in unserer Australienanlage verschiedene Reptilienarten, in einer Aussenvoliere Kookaburras und in der grossen begehbaren Aussenanlage Bennett-Wallabys und Emus. Ebenso haben wir eine Anlage mit Wildkaninchen, als Vertreter einer vom Menschen in Australien eingeschleppten Tierart.

Weitere Infos: www.zoo.ch/australien

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