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Reportage

«Hol das Stöckchen!» Für Elefanten ist der Rüssel nicht nur Riechorgan, sondern auch Allzweck-Werkzeug. Bild: Zoo Zürich; Enzo Franchini

Mehr als nur eine Nase

Von: Alex Rübel

06. November 2018

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Elefantenrüssel.

Der Rüssel ist eines der augenfälligsten Merkmale des Elefanten und ein wahres Wunderwerk(zeug). Entstanden ist er aus der Verschmelzung von Nase und Oberlippe. Neben den Elefanten haben auch die Tapire einen solchen sogenannt echten Rüssel; allerdings fällt dieser viel kürzer aus und ist damit auch weniger vielseitig einsetzbar.

Der Elefantenrüssel besteht zur Hauptsache aus Muskeln – Schätzungen zufolge über 40 000 pro Rüssel – sowie Nerven, Bindegewebe, Blut- und Lymphgefässen, Haut und Haaren. Er kann bis zu eineinhalb Meter lang und über 100 Kilogramm schwer werden. Hinsichtlich seiner Funktionalität ist er unübertroffen und viel mehr als «nur» ein Riechorgan: Der Elefant verwendet ihn, einer Hand gleich, auch zum Fühlen, Greifen, Bearbeiten und Transportieren, zum Saugen und Pumpen, als Schnorchel, für die Körperpflege, zur Kommunikation und sozialen Interaktion sowie als Waffe.

Hervorragender Tastsinn

Als Nase leistet der Elefantenrüssel Ausserordentliches. Elefanten haben doppelt so viele Gene für Geruchsrezeptoren wie Bluthunde, bekanntermassen die Supernasen unter den Hunden. Man vermutet, dass Elefanten Wasserstellen über mehrere Kilometer Entfernung riechen können. Das Hin-und-Her-Pendeln und In-die-Luft-Strecken des Rüssels beim Laufen, das man bei Elefanten oft beobachten kann, scheint ihnen zu helfen, Düfte gut wahrnehmen zu können. Der Rüssel verfügt aber auch über einen äusserst gut ausgebildeten Tastsinn, mit dem der Elefant feinste Erschütterungen im Boden wahrnimmt.

Mit ihrem Rüssel können Elefanten in meterhohe Bäume greifen oder, mithilfe der Rüsselfinger am Ende des Rüssels, feinstes Futter aus Löchern herausklauben und festhalten – beides auch bei uns im Kaeng- Krachan-Elefantenpark gut zu be­obachten. Sie verwenden ihn gleichermassen zum Pusten wie zum Saugen – etwa zehn Liter Wasser in einem Zug. Zum Trinken wird dieses anschliessend aus dem Rüssel in den Mund geleert. Im Wasser verwenden Elefanten den Rüssel durchaus auch einmal als Schnorchel.

Der Rüssel dient auch der Körperpflege und der sozialen Interaktion. Elefanten grüssen sich mit dem Rüssel, und man beobachtet, dass Elefantenmütter und andere Verwandte insbesondere die Jungtiere viel mit dem Rüssel berühren und streicheln. Bei männlichen Elefanten wurde auch schon beobachtet, dass sie den Rüssel verwenden, um sich selber oder andere Bullen zu stimulieren. Der Rüssel kann aber auch Drohgebärden vermitteln und ist eine äusserst potente Schlagwaffe. All diese «Rüsselfertigkeiten» werden jungen Elefanten übrigens nicht in die Wiege gelegt, sondern sie müssen sie aktiv erlernen und üben.

 



Elefanten im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich leben acht Asiatische Elefanten im Kaeng-Krachan-Elefantenpark: die beiden Bullen Maxi und Thai sowie sechs Kühe: Ceyla-Himali mit ihrer Tochter Farha und deren Tochter Ruwani sowie Indi mit ihren Töchtern Chandra und Omysha. Jeweils am Mittwoch und an den Wochenenden finden Tierpräsentationen statt.

Weitere Infos: www.zoo.ch/elefantenpark

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