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Reportage

Vero Conceicao (links) arbeitet in der Buchhaltung, Christian Bürki in der Disposition. Für Geschäftsleiter Martin Egli (rechts im Bild) ist es wichtig, dass der Verein auch Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen anbietet. Bild: SIB

Menschen mit Behinderung Lebensqualität zurückgeben

Von: Sibylle Ambs-Keller

20. April 2017

Seit 25 Jahren verleiht der Verein Behinderten-Reisen Zürich Menschen mit Behinderung Flügel: Denn mit der Mobilität kommen Lebensfreude und Geselligkeit zurück.

«Mangelnde Mobilität macht einsam», so Martin Egli, Geschäftsleiter des Vereins Behinderten-Reisen Zürich. «Deshalb ist unser oberstes ­Vereinsziel der Transport von Menschen, die aufgrund ihrer Behin­derung keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen können. Wir geben ihnen ein Stück Lebensqualität zurück.»

Dieses Ziel verfolgt der 1981 als «Zürcher Rollstuhltaxi» gegründete Verein seit nunmehr 25 Jahren. 1992 wurde er offiziell in Behinderten-Reisen Zürich umbenannt und gilt im Kanton Zürich als erster Fahrdienst für Menschen mit Behinderung. «Wir transportieren jährlich rund 18 000 Personen in und um Zürich, in der Schweiz und bei Bedarf auch bis nach Spanien», so Egli. Und hier kommt ein weiterer Aspekt des Vereins zum Tragen: Die Fahrten werden von Freiwilligen, von Zivildienstleistenden und von Menschen in Arbeitslosenprogrammen ausgeführt.

Neben Einzelfahrten in und um Zürich oder zu Kuraufenthalten sind die Fahrzeuge des Vereins auch täglich für Daueraufträge unterwegs: So werden zum Beispiel Kinder und Jugendliche mit Behinderungen zur Schule und wieder nach Hause geführt, oder die Chauffeure führen Pendelfahrten zu Wohnheimen und Arbeitsstätten durch. «Wir richten uns nach den Bedürfnissen unserer Kunden», erklärt Martin Egli. «So haben wir schon jemanden in den Schwarzwald an ein Familientreffen gefahren oder organisieren auch mal einen Transport ans Fussballspiel der Schweizer Nationalmannschaft.»

«Ich denke vernetzt»
Mit solchen Aufträgen schlägt Egli gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Kunde gelangt an sein Wunschziel, und gleichzeitig macht er damit dem freiwilligen Fahrer eine Freude, der vielleicht ein grosser Natifan ist oder gerne einen Ausflug in den Schwarzwald macht. «Ich denke immer vernetzt. So können alle Bedürfnisse abgedeckt und viele Menschen gleichzeitig glücklich gemacht werden», lacht Martin Egli.

Ein weiteres Ziel des Vereins ist die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen für Menschen mit Behinderungen. So sind die Büroräume an der Mühlezelgstrasse in Zürich durchweg rollstuhlgängig. «Seit 2015 sind wir zudem ein Ausbildungsbetrieb und bieten neben Lehrstellen auch Praktika an, zum Beispiel, um jemandem nach einem Unfall oder einer Krankheit den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern.»

In der Fahrtendisposition des Vereins sitzt Christian Bürki. Seit einem Töffunfall vor fünf Jahren ist er im Rollstuhl. «Neben der Organisation der täglichen Fahrten berate ich unsere Kunden auch im Reisebereich», erläutert er. Denn seit er nach einem Besuch der Ferienmesse in Zürich gemerkt hat, wie schwierig es ist, eine durchgängig rollstuhlgerechte Reise zu planen, hat er das gleich selber in die Hand genommen.

Doch es muss nicht zwingend eine grosse Reise sein: Der Verein organisiert regelmässig Ausflüge und Anlässe, die Menschen mit Behinderung zusammenbringen soll. Ein beliebter Treffpunkt ist zum Beispiel das «Pianocafé» im Kirchensaal Unterstrass. Da greift Gründungsmitglied und Vorstandsvizepräsident Alfred Haller persönlich in die Tasten, und die Gäste werden mit Kuchen verwöhnt. Neu im Programm ist der «Dinnertable». Martin Egli: «Wir möchten mit dem geselligen Abendessen Menschen zusammenbringen, die sich vorher nicht kannten. Es soll ein Ort sein, um neue Bekanntschaften zu machen und Freunde zu finden.»

Weitere Informationen:
www.vbrz.ch

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