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Reportage

Verbreitet mit seinem Drüsensekret einen übel riechenden Duft: Tamandua. Bild: Zoo Zürich, E. Franchini 

Methusalem mit Krallen

Von: Alex Rübel

04. Juni 2019

ZOO INTERN Zoo intern Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Tamanduas.

Heute stelle ich Ihnen eine Tierart vor, die wir wohl nicht mehr allzu lange bei uns im Zoo haben werden: den kleinen Ameisenbär, auch Tamandua genannt. Er lebt in Mittelamerika und im nordwestlichen Südamerika (Nördlicher Tamandua) resp. im nördlichen und zentralen Südamerika (Südlicher Tamandua) und bewohnt nebst Regen-, Trocken- und Mangrovenwäldern auch offenere Flächen wie Baumsavannen oder Kulturland – der Tamandua ist punkto Lebensraum also recht flexibel. Sowohl tags wie auch nachts sucht er am Boden und auf Bäumen nach Nahrung. Dank seiner kräftigen Vorderextremitäten und der starken Krallen kann er Termitenbauten öffnen, deren Bewohner er anschliessend mit seiner langen, feinen Zunge herausfischt. Im Mund zerreibt er die Insekten schliesslich, denn der Tamandua hat keine Zähne, kann also nicht kauen. Bis zu 450 Gramm Ameisen wurden in Mägen von Kleinen Ameisenbären schon gefunden.

Der Tamandua ist als Einzelgänger unterwegs und markiert sein Territorium mit einem streng riechenden Drüsensekret. Dessen Geruch hat den Tieren den wenig schmeichelhaften Übernahmen «Stinkers of the forest» eingetragen.

Seit 4 Jahren ohne Partnerin

Bei uns im Zoo lebt derzeit nur noch ein einzelner Südlicher Tamandua, ein Männchen namens Lorenzo. Er war 2014 nach Zürich gekommen. 2015 verstarb seine Partnerin im respektablen Alter von 15 Jahren – die mittlere Lebenserwartung von Tamanduas wird mit 7,6 Jahren angegeben. Lorenzo sprengt diesen Altersrahmen mittlerweile nun aber noch deutlicher als seine verstorbene Partnerin: Im Juni 1999 in Dortmund geboren, feiert er diesen Monat seinen 20. Geburtstag. Er ist damit weltweit einer der ältesten seiner Art.

Lorenzo wird vorerst der letzte Tamandua im Zoo Zürich bleiben. Für eine längerfristige Haltung der Art wären Umstellungen im Tierbestand nötig, um für optimierte Lebensbedingungen mehr Raum zur Verfügung stellen zu können. Der Versuch, Lorenzo mit den Goldgelben Löwenäffchen zu vergesellschaften, scheiterte leider – nicht am friedfertigen Lorenzo, sondern am Zuchtmännchen der Löwenäffchen, das offenbar ein erhöhtes «Sicherheitsbedürfnis» hatte und Lorenzo auf seinen Ausflügen attackierte.

Systematisch hat der Ameisenbär übrigens nichts mit einem Bären zu tun, obwohl das Wort in seinem Namen vorkommt. Stattdessen gehören die Ameisenbären in die Ordnung der Nebengelenktiere. Diese vereinigt eine illustre Schar weiterer südamerikanischer Säugetiere wie Faultiere und Gürteltiere in sich.

Grosser Verwandter

Neben dem Tamandua (Kleiner Ameisenbär) gibt es auch noch den Zwergameisenbär und den Grossen Ameisenbär. Letzterer ist bei uns im Zoo Zürich im Pantanal zu Hause. Dort lebt er in Gemeinschaft mit Flachlandtapiren, Capybaras, Tschajas und Aras.

Weitere Infos: www.zoo.ch/pantanal

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