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Reportage

Im erweiterten Hauptbahnhof, 1897 bis 1902, herrscht Dampf-Hochbetrieb. Bilder: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich

Mit Volldampf in die Welt hinaus

Von: Jan Strobel

01. Dezember 2015

Hauptbahnhof: Ein neues, eindrücklich bebildertes Buch schildert die wechselvolle Geschichte des grössten Bahnhofs der Schweiz. Wir verlosen drei Exemplare.

In der städtebaulichen Geschichte Zürichs kommt es ja eher selten vor, dass ein Gebäude den Alltag, die Biografien, überhaupt das ­Erleben des Urbanen und Weltläufigen ganzer Generationen prägt. Natürlich gibt es da das Grossmünster, es gibt die ETH und das Landesmuseum. Manche mögen auch den Prime Tower gewissermassen als Pfeiler des 21. Jahrhunderts betrachten, auch wenn bei ihm, ­etwas schnöde, die Bevölkerung grösstenteils aussen vor bleibt. Sie alle kommen aber gegen ein Gebäude schlicht nicht an: den Hauptbahnhof. Wie durch ein ­pumpendes Herz fliesst im HB der Strom, der Zürich lebendig macht. Er ist der Knotenpunkt, der die geschäftigen Massen ins Land und auf den Kontinent verteilt. Hier beginnt und endet nicht nur der Arbeitsalltag ­Tausender, sondern es nehmen auch Welt­reisen ihren Anfang, ­Liebesgeschichten und die Dramen des Lebens. 430 000 Reisende passieren jeden Tag den Hauptbahnhof. Damit liegt er europaweit an dritter Stelle, übertroffen nur vom Hamburger Hauptbahnhof (450 000 Reisende) und vom Pariser Gare du Nord (700 000 Reisende).

In seinem eben erschienenen Buch «Hauptbahnhof Zürich» liefert Architekt und «Hochparterre»-Redaktor Werner Huber nun einen   grandiosen Einblick in die wechselvolle ­Geschichte und die Wandlungen dieses ein­maligen Gebäudes, von seinen Anfängen 1847 mit der «Spanischbrötlibahn» bis zum «Stadtraum HB Zürich» von heute. Bisher kaum veröffentlichte Aufnahmen zeigen uns die Baustelle des von Jakob Friedrich Wanner entworfenen Bahnpalasts, der am 15. Oktober 1871 feierlich eingeweiht werden konnte und ganz im Geist Alfred Eschers ein Monument des liberalen, zukunftseuphorischen Unternehmertums darstellte. Der Hauptbahnhof stiess das Tor zur Welt endgültig auf und globalisierte die Stadt.

In dieser Funktion ist er bis heute immer auch Veränderungen und ­Erweiterungen unterworfen, je stärker die Mobilität anwuchs – und das nicht immer zu seinem Besten. Auch das zeigt dieses Buch. Besonders in den 70er- und 80er-Jahren ­schien es mit der Pracht rapide bergab zu ­gehen. Die einst stolze Halle präsentierte sich chaotisch zugestellt, zum Beispiel mit dem heute etwas bizarr anmutenden Bahnhofkino. Selbst ein Komplettabriss wurde mehrmals in der Geschichte des HBs ins Auge gefasst, und kühne Projekte wurden vorgestellt, die zum Glück wieder in der Versenkung verschwanden. Und wenn sich die Zürcher gerne über Provisorien beklagen: Im Hauptbahnhof durchqueren sie tagtäglich das älteste der Stadt. Die Perronhalle mit ihren 16 Gleisen wurde um 1930 gebaut – als Übergangslösung bis zu einem Neubau.

Die Anfänge 1847: Ansicht des Bahnhofs Zürich von der Limmatseite.

Am 1. August 1867 ist der erste Fachwerkträger über der neuen Wanner-Halle aufgerichtet.

Die Bahnhofbuffets waren während Jahrzehnten beständige Werte der Bahnhofgastronomie der Familien Bon und Candrian. Im Bild: Bahnhofsbuffet 3. Klasse, 1938. 

Das Bahnhofkino war zwar sorgfältig gestaltet, zerstörte aber die räumliche Wirkung der Wannerhalle für fast 30 Jahre. Bild aus dem Jahr 1959.  

 Mit einem auf dem Sechseckraster basierenden Entwurf gewann Max Ziegler 1970 den Ideenwettbewerb für den Bahnhofneubau.

Werner Huber: «Hauptbahnhof Zürich», 240 Seiten, 217 farbige und 191 Schwarzweissabbildungen und Pläne. Verlag Scheidegger & Spiess, 69 Franken.
Wir verlosen 3 Exemplare des Buches. Schreiben Sie einfach eine Mail an:  

gewinn@tagblattzuerich.ch
Stichwort: «Hauptbahnhof»

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