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Reportage

Lässt sich am besten mit Papayas anlocken und einfangen: Goodman-Mausmaki im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich; S. Kneubühler

Nächtliche Jagd im Zoo

Von: Severin Dressen

11. Oktober 2022

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um das Einfangen von Mausmakis.

Wenn es dunkel wird und die meisten Tierarten schlafen, kriechen sie aus ihren Verstecken und machen die Nacht zum Tag: die nachtaktiven Goodman-Mausmakis, eine bedrohte Primatenart aus der Madagaskar-Region. Einmal pro Jahr bekommen sie Gross-Besuch im Masoala-Regenwald. Dann, wenn eine ganze Horde Zoo-Mitarbeitende sich auf die Lauer legt, um die winzigen Tierchen einzufangen.

Die Falle schnappt zu

Kurz bevor es eindunkelt, bereiten die Tierpflegerinnen und Tierpfleger alles für die Fangaktion vor. Sie präparieren Fressfallen mit Leckereien, verteilen diese im Regenwald und stehen mit kleinen Netzen ausgerüstet bereit, um die Mausmakis einzufangen. Kaum sind die Fallen aufgestellt, schnappt die erste auch schon zu. Der Duft von frischen Papayas lässt keinen Mausmaki kalt. Mithilfe von kleinen Säcken befreien die Helferinnen und Helfer die Mausmakis aus den Fallen. Das Tier wird gewogen und ein spezielles Lesegerät verrät anschliessend, ob das gefangene Tier bereits in der Datenbank des Zoo Zürich erfasst ist oder ob es am nächsten Tag vom Tierarzt einen Chip mit seiner eigenen Identifikationsnummer erhält.

Bestand bestimmen

Da die Mausmakis sich im Masoala-­Regenwald frei bewegen und fleissig fortpflanzen, wird erst nach der Fangaktion klar, wie viele Mausmakis sich aktuell bei uns befinden und wie viele Jungtiere in diesem Jahr im Zoo Zürich auf die Welt gekommen sind. Die Zahlen sind trotz der jährlichen Bestandesaufnahme nur ungefähre Werte. Denn: Manchmal gelingt es dem einen oder andern cleveren Tierchen, sich über Jahre der Fangaktion zu entziehen, um sich die Nacht im aufregenden Masoala-Regenwald anderweitig zum Tag zu machen. Irgendwann aber schnappen wir sie alle.

Zwerge im Primatenreich

Mausmakis gehören zur Gruppe der Lemuren und unter ihnen findet man die kleinsten Primaten der Welt. Unsere Goodman-Mausmakis sind um die neun Zentimeter gross und leben in Blätternestern auf Bäumen. Sie gelten als vom Aussterben bedroht. Dies liegt vor allem daran, dass ihr Lebensraum in Madagaskar zerstört wird. Der Mausmaki hat wegen seiner Körpergrösse viele Feinde. Er steht auf dem Speiseplan von Eulen, Falken, Schleichkatzen und Madagaskar-Hundskopfboas. Der Zoo Zürich hält die Mausmakis seit 2005. Zurzeit leben ungefähr 80 Tiere im Masoala-Regenwald. Die Tiere sind Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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