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Reportage

Patrick Hässig ist die Morgenstimme von Zürich.

Nummer 1! Freude bei Radio Energy

Von: Ginger Hebel

26. Januar 2016

Nach 32 Jahren stösst Radio Energy Radio 24 vom Thron und ist neu das grösste Schweizer Privatradio. Das «Tagblatt» hat die Stimmung vor Ort eingefangen.

Die Freude ist Energy-Zürich-Moderator Patrick Hässig ins Gesicht geschrieben. «Es ist ein tolles Gefühl, die Nummer 1 zu sein», sagt die Morgenstimme von Zürich. Dass ihn um viertel vor drei morgens der Wecker aus dem Schlaf reisst, stört den 36-Jährigen nicht. «Ich mag es, die Hörerinnen und Hörer in den Tag zu begleiten.» Die neusten Zahlen von Mediapulse zeigen: Radio Energy Zürich ist das meistgehörte Privatradio in der Deutschschweiz. Es ist ein historischer Moment, denn 32 Jahre lang war Radio 24 an der Spitze. Mit 285 000 Hörerinnen und Hörern pro Tag hat Energy den Konkurrenten jetzt überholt. «Wir haben dreizehn Jahre lang hart für den Erfolg gearbeitet, wir freuen uns riesig. Der Gejagte zu sein, ist aber immer schwieriger, als der Jäger zu sein. Wir setzen weiter auf Konstanz», sagt Energy Zürich-Programmleiter Roger Spillmann.

Patrick Hässig arbeitete früher selber bei Radio 24, kehrte dann aber zu seiner ersten Liebe zurück. In seiner Karriere hat er schon Stars wie Rihanna, Pink oder 50 Cent interviewt. «Auf 50 Cent wartete ich sechs Stunden für drei Minuten Gespräch, aber es war toll.» Auch Moderatorin Fabienne Wernly erinnert sich an ihr allererstes Radiointerview mit David Guetta, wo sie so nervös war, dass sie sich kaum getraute, eine Frage zu stellen. Die 26-Jährige ist ein Morgenmensch, täglich steht sie um fünf auf der Matte und spricht gut gelaunt ins Mikrofon. Radio hat sie schon immer fasziniert, sie ist mit dem Kasperli-Hörspiel gross geworden. «Ich mag Radio, weil es im Kopf Bilder erzeugt.»

Um zehn ist die Morgenshow fertig. Alle treffen sich in der Café-Bar The Studio auf einen Kaffee und besprechen die Sendung vom nächsten Tag. Die Café-Bar öffnet morgens um sechs und steht allen Leuten offen. Wer hierher kommt, geniesst einen ungehinderten Blick ins Radiostudio mit seinen riesigen Glasscheiben, «wir fühlen uns hier wie im Terrarium und Aquarium zugleich, aber es gefällt uns», sagt Patrick Hässig. Radio bedeute Emotionen. Das sei der Grund gewesen, warum man das Hauptstudio mitten im Café eröffnete. «Wir sind nah dran an den Hörerinnen und Hörern und wollen Radio erlebbar machen. Familien können am Samstag vorbeikommen und den Moderatoren zuschauen, statt nur zuzuhören», sagt Roger Spillmann.

Konstanz als Erfolgsrezept

Im Sommer 2003 ging der Radiosender on air, damals zählte das Team 20 Personen, heute sind es 80. Roger Spillmann ist von Anfang an dabei, «Radio machen ist wie ein Virus, den bringt man nie mehr los». Der Nummer-1-Titel freut das Team, die Euphorie ist überall spürbar, auch ein gewisser Stolz. «Wir haben hier einen guten Teamspirit, der Titel wird uns aber noch mehr zusammenschweissen», ist Reto Suter überzeugt. Er leitet die News-Redaktionen Zürich, Bern und Basel und macht seit sechzehn Jahren Radio, noch immer mit Leidenschaft, die brauche es einfach. Er weiss aber auch, dass man sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen darf. «Man muss sich immer wieder aufs Neue profilieren.»

Viele Mitarbeiter halten dem Sender seit Jahren die Treue, manche seit der ersten Stunde wie Roman Kilchsperger, der abwechselnd mit Patrick Hässig die Morgenshow moderiert und gerade seinen Kaffee schlürft. Die Freude am Erfolg geniesst er lieber still für sich, als sie rauszujubeln. «Hörerzahlen sind das einzig messbare Instrument. Es ist schön, endlich in der Sonne zu stehen und nicht mehr im Schatten», sagt Roman Kilchsperger.

Energy ist ein junges, frisches Radio, «aber wir sind kein Teenieradio», betont Roger Spillmann. Das Durchschnittsalter der Hörer sei 39 Jahre. Man ist überzeugt, dass der Erfolg des Radiosenders in der Vielfalt liegt, im Zusammenspiel von Musik, Information, Unterhaltung, Livekonzerten und Events wie der Energy Fashion Night, Energy Air oder Energy Stars For Free. Künftig wolle man den Digitalbereich noch weiter ausbauen. «Digitalradios und DAB+ sind ein spannendes Gebiet», so Spillmann.

In guten Zeiten geraten die schlechten oft in den Hintergrund. 2008 stand Energy Zürich auf 100,9 MHz wegen fehlender Konzession vor dem Aus. Erst als man zwei Jahre später die Konzession von Radio Monte Carlo übernehmen konnte, ging die Erfolgsgeschichte richtig los. Wir weinten viele Tränen, hatten schlaflose Nächte. Wir waren in den tiefsten Tälern, jetzt sind wir auf dem Gipfel», sagt Roger Spillmann. Im März geht das ganze Team auf einen dreitägigen Überraschungsausflug, heute wird schon mal angestossen. Spillmann: «Die besten Ideen kommen uns sowieso immer beim Feierabendbier.»

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