mobile Navigation

Reportage

Verdanken ihre rosarote Farbe ihrer Nahrung: Chileflamingos im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich/ E. Franchini

Pinkfarbene Schönheit mit Filterschnabel

Von: Alex Rübel

16. Juni 2015

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Flamingos.

Flamingos sind faszinierende, einmalige Vögel: Ihr leuchtend farbiges Gefieder, ihre Lebensweise in riesigen Schwärmen, ihre Körperform und der grosse, aussergewöhnliche Schnabel sind die Ergebnisse höchster Spezialisierung. Der Schnabel ist in seiner Funktionsweise sogar einzigartig im Vogelreich: Er arbeitet nach dem gleichen Prinzip, das auch Bartenwale anwenden, um Nahrung aufzunehmen.

Wie ein Filter

Der Flamingo schwenkt seinen Schnabel zur Nahrungsaufnahme wie ein Schiffchen mit dem Oberschnabel nach unten seitlich durch das Wasser und hält ihn dabei halb geöffnet. Die Zunge fährt beständig vor und zurück, um Wasser in den Schnabel und wieder hinaus zu befördern. Dabei gerät Wasser mit Nahrungspartikeln in den Innenraum des Schnabels. Solange das Wasser hereinströmt, liegen die inneren Lamellen waagerecht und erfüllen noch keine Funktion. Erst wenn das Wasser hinausgepresst wird, richten sie sich auf und hindern die Nahrungsbestandteile daran, nach aussen zu gelangen. Gaumen und Zunge sind mit kleinen, nach hinten weisenden Stacheln besetzt. Sie sorgen dafür, dass die Partikel in Richtung des Verdauungstrakts transportiert werden.

Der Vorgang des Ein- und Ausfahrens der Zunge läuft sehr schnell ab. Grosse Flamingo-Arten können vier- bis fünfmal pro Sekunde Wasser in den Schnabel herein- und hinauspumpen. Der Zwergflamingo schafft dies sogar zwanzigmal in der Sekunde.

Mit ihrer speziellen Schnabeltechnik filtrieren Flamingos kleine Krebse, Mückenlarven, Ringelwürmer, Protozoen sowie Blau- und Kieselalgen aus dem Wasser. Mit der Nahrung nehmen sie auch die roten Farbstoffe auf, die essenziell für ihr rosarot gefärbtes Gefieder sind. Die Carotinoide sind vor allem in planktonischen Algen enthalten. Der Flamingo-Organismus wandelt sie mithilfe von Enzymen in der Leber um. Dabei entstehen mehrere Pigmente, vor allem Canthaxanthin, das in Haut und Federn ausgewachsener Flamingos eingelagert wird und so für die charakteristische Färbung der Vögel sorgt. Im Zoo Zürich wird darauf geachtet, dass das Zoofutter alle notwendigen Farbstoffe in der richtigen Mischung und Menge enthält.

Flamingos im Zoo Zürich

Der Zoo Zürich hält seit 1951 Chileflamingos. Seit 2012 sind sie im südamerikanischen Feucht­gebiet Pantanal untergebracht. In der Anlage leben mehr als zehn weitere Vogelarten sowie Tapire, Ameisenbären, Capybaras, Gelbbrustkapuziner, Totenkopf­äffchen und Köhlerschildkröten.
Weitere Infos unter: www.zoo.ch

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare