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Reportage

«Hunde sind positiv fürs Arbeitsklima»: Pascal Fässler mit Lee-Lou. Bild: SB

Platz für den Bürohund

Von: Sacha Beuth

09. Mai 2017

Es ist der Wunsch vieler Hundebesitzer. Doch bislang erlauben erst wenige Unternehmen in Zürich, dass Halter ihre Lieblinge mit ins Büro nehmen. Damit dies auf Dauer klappt, müssen sowohl Herrchen wie Vierbeiner mehrere Bedingungen erfüllen.

Ein Grossraumbüro im Tamedia-Komplex an der Werdstrasse. Wüsste man nicht, dass sich unter dem Pult von Pia Wertheimer ein Körbchen für ihren Jack-Russell-Terrier Jack befindet, käme man nie auf die Idee, dort nach einem Hund zu suchen. Stundenlang ist vom 12-jährigen Rüden kein Laut zu hören. «Er ist generell ein gehorsamer Hund, der kaum bellt und nun wegen seines Alters ohnehin die meiste Zeit schläft», erzählt die Journalistin. Als die Lokalredaktion des «Tages-Anzeigers» im Zürcher Oberland vor 11 Jahren ihre Arbeit aufnahm, startete die Karriere des Vierbeiners als Redaktionshund. Damals hatten alle gleichzeitig ihren ersten Arbeitstag. «Ich fragte meinen Vorgesetzten – der selbst ein Hundefan ist –, ob Jack mitdürfe. Er sagte Ja – unter der Voraussetzung, dass alle anderen einverstanden sind. Weil ein Kollege Angst vor Hunden hatte, musste Jack erst eine Probezeit durchlaufen. Zum Glück bestand er sie und ist seither immer dabei.»

Wertheimer ist bei Tamedia nur eine von etwa einem Dutzend Personen, die ihren Hund mit zur Arbeit nehmen. So wird auch Pascal Fässler von seinem 10-jährigen Sheltie-Weibchen Lee-Lou regelmässig ins Büro begleitet. «Vor rund sechs Jahren habe ich sie einfach mal mitgenommen. Sie ist brav, fällt kaum auf, sodass es noch nie Beanstandungen gab. Im Gegenteil, viele Kollegen schätzen ihre Anwesenheit und spielen mit ihr. Andere fragen, ob sie mich bei den täglichen Spaziergängen während der Mittagspause begleiten dürfen.» Fässler ist überzeugt, dass Hunde im Büro einen positiven Einfluss aufs Arbeitsklima haben können und auch fürs Unternehmen ein Gewinn sind, «weil sie die Flexibilität der Hundehalter und damit die Bereitschaft, auch mal länger im Geschäft zu bleiben, erhöhen.» Generell finden sowohl Wertheimer wie Fässler, dass man am Arbeitsplatz toleranter als früher auf mitgebrachte Hunde reagiert. Allerdings nicht überall. So gibt es auch bei Tamedia Mitarbeiter, die darüber alles andere als erfreut sind. «Hunde können, gerade wenn sie nass sind, enorm stinken, wuseln überall herum, man stolpert über sie, und es ist auch schon vorgekommen, dass sie auf den Boden gemacht haben», erzählt ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Arbeitgeber entscheidet

Stellt sich die Frage, ob es von Gesetzes wegen überhaupt erlaubt ist, Hunde mit ins Büro zu nehmen. Ruth Baumgartner vom Veterinäramt des Kantons Zürich antwortet darauf: «Die Haltung von Tieren am Arbeitsplatz ist nicht gesetzlich geregelt. Darüber zu entscheiden, obliegt dem Arbeitgeber. Die eigentliche Haltung muss jederzeit der Tierschutzgesetzgebung entsprechen. Bei einem Hund bedeutet dies, dass ihm ein ruhiger und geschützter Platz zur Verfügung steht, dass ihm regelmässig Auslauf geboten wird und dass ihm Futter und Wasser zur Verfügung stehen. Zudem darf er niemanden belästigen, muss also beaufsichtigt werden.»

Eine Umfrage des «Tagblatts» zeigt, dass die Sache von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich gehandhabt wird. Einige Unternehmen regeln die Angelegenheit wie die Stadt, wo laut Mediensprecherin Ursula Hess «die Personaldienste der über 40 Dienstabteilungen unter Einbezug der Mitarbeitenden im Team entscheiden», ob ein Hund mitgenommen werden darf. Bei der Zurich Schweiz und dem Migros-Genossenschaftsbund Zürich sind Hunde nicht erlaubt. Bei Tamedia wird «das Mitnehmen von Hunden in Absprache mit dem Team toleriert, wobei eine Leinenpflicht und eine Halterhaftung gelten», wie Yves Hubler vom Immobilienmanagement der Firma erklärt. Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch: Assistenzhunde wie Blindenhunde sind in allen Unternehmen möglich.

Soll man Hunde mit an den Arbeitsplatz nehmen können? Schreiben Sie uns:
echo@tagblattzuerich.ch

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Leserkommentare

Nadine Müller-Krontiris - Danke für den umfassenden Artikel! Wir von "Aktion Bürohund" sind natürlich Fans der pelzigen Kollegen. Ein Bürohund ist eine Bereicherung für jede Bürogemeinschaft und im „War for Talents“ manchmal sogar matchentscheidend.

Vor 5 Jahren 3 Monaten  · 
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