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Reportage

Die «Untere Kapelle» im Westflügel des Landesmuseums. Vorbild für den Raum ist die Michaelskapelle in Schwyz aus dem frühen 16. Jahrhundert. Die Deckenmalerei und der Fliesenboden wurden mit der Sanierung dieses Jahr neu angebracht, entsprechen aber dem Zustand des Raums von 1898. Bilder: JS

Rückkehr aus der Geschichte

Von: Jan Strobel

15. Oktober 2019

Am Donnerstag wurde der sanierte Westflügel des Landesmuseums eröffnet. Er beherbergt die Dauerausstellung «Die Sammlung». Entstanden ist damit auch eine Hommage an Architekt Gustav Gull, der das 1898 eingeweihte Haus entworfen hatte. Jetzt sind scheinbar vergessene Räume wieder zugänglich.

Wenn es ums Landesmuseum ging, kannten Ende der 1990er-Jahre einige Architekten und Denkmalpfleger keine Gnade. Sie schnödeten vermeintlich progressiv über «die lustige Ritterburg mit Disneyland-Charme» und forderten den kompletten Abriss. Stattdessen sollte ein «glanzvoller Neubau» das Landesmuseum von Gustav Gull ersetzen. Gull hatte sich ganz dem Stil des Historismus verschrieben, der damals, 1898, ohnehin en vogue gewesen war, in späteren Jahrzehnten indessen gerne als verstaubt abgetan wurde.

Modernste Technologie
Letzten Donnerstag nun wurde der sanierte Westflügel im Landesmuseum eröffnet – und der Anlass wurde gleichsam zu einer Hommage an Gustav Gulls Architektur. «Die Sanierung des historisch einzigartigen Westflügels», so Museumsdirektor Andreas Spillmann, «war auch eine Rückkehr zu den Ursprüngen des Landesmuseums.» Entstanden sei dabei nicht eine reine Hommage an die Vergangenheit, sondern eine Rückbesinnung auf historische Stärken, ergänzt mit modernster Technologie. «Visionen für die Zukunft», ergänzte Architekt Emanuel Christ, «sind immer auch mit der Vergangenheit verklammert.» Das Architekturbüro Christ & Gantenbein führte den Westflügel zu grossen Teilen in den Originalzustand von 1898 zurück. Das Ergebnis ist sensationell: So legten sie scheinbar längst vergessene Lichthöfe frei, öffneten Fenster und zugemauerte Durchgänge, restaurierten Bodenbeläge und brachten Malereien wieder an die Oberfläche.
In den Räumen, verteilt auf drei Stockwerke, ist jetzt die völlig neu konzipierte Dauerausstellung «Die Sammlung» mit über 7000 Exponaten untergebracht. Sie zeigt das handwerkliche und kunsthandwerkliche Schaffen der Schweiz über einen Zeitraum von rund 1000 Jahren. Kernstücke sind dabei die sogenannten «Period Rooms», zwölf originale Prunkstuben vom Mittelalter bis zur Barockzeit.

Exponat aus der Sammlung: Damenkleid aus dem 18. Jahrhundert.

Mit Spiegelboden: Das prunkvolle Pestalozzi-Zimmer von 1585.

Die Sanierung förderte diesen vergessenen Lichthof wieder zutage.

Weitere Informationen: www.landesmuseum.ch

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