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Reportage

Mit der Europäischen Sumpfschildkröte geht es dank Schutz- und Zuchtmassnahmen in der Schweiz wieder bergauf. Bilder: Zoo Zürich/Samuel Furrer

Rückkehr einer Alteingesessenen

Von: Alex Rübel

15. September 2015

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Europäische Sumpfschildkröten.

Im Zoo Zürich leben acht verschiedene Schildkrötenarten. Eine davon ist die Europäische Sumpfschildkröte. Sie ist die einzige Schildkrötenart, die in der Schweiz natürlicherweise heimisch ist – und das schon seit sehr langer Zeit. Im Kanton Wallis etwa hat man Überreste von Sumpfschildkröten gefunden, die in die Steinzeit zurück datieren, also etwa 6000 bis 7000 Jahre alt sind. In den Kantonen Thurgau, Schaffhausen und Neuenburg wurden Funde aus Jungsteinzeit und Bronzezeit gemacht. Und auch für den Kanton Zürich beschreibt der Naturforscher Conrad Gessner in seiner «Historia animalium» im 16. Jahrhundert das Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte.

Heute allerdings ist das urtümliche Reptil in der Schweiz nahezu ausgestorben. Der Rückgang der Tiere setzte im Mittelalter mit ihrer Bejagung, den Veränderungen und der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums und möglicherweise auch wegen einer natürlichen Kälteperiode ein. Heute ist die Europäische Sumpfschildkröte in der Schweiz geschützt. Das bedeutet, dass sie weder gefangen noch ausgesetzt werden darf. Die grösste – und vielleicht sogar einzige – Population lebt aktuell im Kanton Genf in einem renaturierten Altarm der Rhone. Daneben gibt es auf 16 Kantone verteilt Kleinstpopulationen, die oft auf ausgesetzte Tiere zurückgehen.

Ein gemeinsames Projekt verschiedener Organisationen und Zoos, an dem sich auch der Zoo Zürich beteiligt, will nun mit Wiederansiedlungen dafür sorgen, dass die Europäische Sumpfschildkröte in der Schweiz wieder richtig heimisch wird. Hierzu werden die Tiere kontrolliert gezüchtet, aufgezogen und dann gezielt ausgewildert. Mittels Genanalysen wird zuvor sichergestellt, dass das Erbgut der Tiere auch wirklich jenem der einheimischen Tiere entspricht. Die Auswilderungen werden wissenschaftlich begleitet und in Studien dokumentiert. Ziel ist es, dass Schildkrötenpopulationen angesiedelt werden können, die ohne menschliche Hilfe überlebensfähig sind.

Übrigens: Schildkröten – oder auch andere Tiere – auf eigene Faust auszusetzen, ist nicht nur eine äusserst schlechte Idee, sondern auch gesetzlich verboten.

Schildkröten im Zoo Zürich

Die Europäische Sumpfschildkröte ist im Zoo Zürich auf der Vogelwiese zu finden. Daneben leben in den verschiedenen Anlagen sieben weitere Schildkrötenarten: im Schildkrötenhaus die Galapagos-Riesenschildkröte und die Kinnfleck-Schmuckschildkröte, im Masoala-Regenwald die Aldabra-Riesenschildkröte, die Dunkle Pelomedusen-Sumpfschildkröte und die Glattrand-Gelenkschildkröte, im Kaeng-Krachan-Elefantenpark die Chinesische Zacken-Erdschildkröte sowie im Pantanal die Köhlerschildkröte.

Weitere Infos unter: www.zoo.ch

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