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Reportage

Der Rote Ibis wird wegen seines sichelförmigen Schnabels auch Roter Sichler genannt. Bild: Zoo Zürich, Edi Day

Scharlachrotes Empfangskomitee

Von: Alex Rübel

10. Oktober 2017

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Rote Ibisse.

Wer im Zoo Zürich durch den Haupteingang tritt, erblickt – nach den unbelebten, von den Kindern aber heiss geliebten Bronzepinguinen – vermutlich als erstes Tier den Roten Ibis. Seit rund drei Jahren sind die auffällig scharlachrot gefärbten Vögel in einer für die Besucher begehbaren Voliere entlang des Exotariums zu Hause und bilden dort ein farbenprächtiges «Empfangskomitee».

Bestand nimmt ab

Rote Ibisse leben gesellig in Schwärmen von oftmals mehreren Dutzend Tieren. Ihr Zuhause sind Feucht- und Küstengebiete von Kolumbien bis Brasilien. Ihr Bestand wird auf rund 150 000 Tiere geschätzt. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft die Art derzeit als «nicht gefährdet» ein, der Bestand nimmt allerdings ab.

Ein typisches Merkmal der Ibisse ist der lange, sichelförmig nach unten gebogene Schnabel. Mit ihm können die Vögel im feuchten Schlick hervorragend nach Nahrung suchen. Sie fressen vor allem Insekten, Krebse, Muscheln, Schnecken und Würmer. Dieses Futter wiederum sorgt für die wunderschöne Färbung ihres Gefieders.

Konkret verdanken die Vögel ihre scharlachrote Farbe Pigmentstoffen in den Schalen von Krebsen. Die Farbstoffe werden während des Wachstums in den Federn eingelagert. Die Jungvögel sind entsprechend noch nicht rot gefärbt, sondern bräunlich. Erst nach zwei bis drei Jahren, nach dem Erreichen der Geschlechtsreife, tragen sie das arttypische Rot. Im Zoo verabreichen wir den Roten Ibissen das Carotinoid mit Namen Astaxanthin, das den Hauptbestandteil der roten Pigmentation ausmacht, über das Futter.

Rote Ibisse sind Koloniebrüter. Nach dem Balzritual der Hähne formieren sich Paare, die dann mit dem Nestbau beginnen. Die Nester der Roten Ibisse sehen für unsere Augen vielfach etwas nachlässig gebaut aus: Typischerweise fügen die Vögel nur ein paar Ästchen zu einer losen Plattform zusammen. Die meist ein bis drei Eier werden von beiden Paarpartnern etwa drei Wochen lang bebrütet. Sind die Jungen geschlüpft, beteiligen sich auch beide Elternteile an der Aufzucht ihres Nachwuchses.

Die Gestaltung unserer zweihundert Quadratmeter grossen, bis zu achteinhalb Meter hohen Voliere ist so gut wie möglich dem natürlichen Habitat der Vögel nachempfunden. Sie bietet viele Sitz- und Brutmöglichkeiten in der Höhe, flache, gut zugängliche Teiche mit Stocherarealen und Luftraum zum Fliegen. Drei Geweihbäume wachsen aus der Voliere hinaus und sorgen für Schattenplätze und ein angenehmes Klima.

Ibisse im Zoo Zürich

Neben den Roten Ibissen sind im Zoo Zürich drei weitere Ibisarten zu finden. Der Mähnenibis ist im Masoala-Regenwald zu Hause. 2004 gelang uns bei dieser Art die Welterstzucht in Form einer Naturbrut. In den Waldvolieren teilen sich zudem der Waldrapp und der Europäische Löffler eine Anlage.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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