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Reportage

In seinem neuen Film «Krähen – Nature Is Watching Us» erzählt der Zürcher Regisseur Martin Schilt von den erstaunlichen Verhaltensweisen der Rabenvögel. Etwa, wie sie als Opportunisten auch in urbanen Gegenden zu Futter gelangen. Bild: PD

Schlaue Vögel, schlechter Ruf

Von: Isabella Seemann

21. Februar 2023

TIERFILM Der Rabenvögel Ruf ist nicht der beste – aber sie gehören zu den intelligentesten Tieren. Der Zürcher Regisseur Martin Schilt gibt in seinem neuen Dokfilm Einblick in die Welt der unterschätzten Genies. 

Krähen haben die ganze Erde erobert, mit Ausnahme von Südamerika und der Antarktis. Fast überall, wo Menschen leben, gibt es auch Rabenvögel. In vielen Kulturen ranken sich Mythen und Legenden um die schwarzen Vögel. Sie gelten als Lichtbringer, Unheilsbringer und Todesbringer.

Zwei Raben, Hugin und Munin mit Namen, waren es, die dem einäugigen germanischen Chef-Gott Wotan petzend ins Ohr raunten, was die Menschen auf der Erde so alles anstellten. Hexen dient der Rabe als Überbringer ihres bösen Zaubers, und wem er krächzend («Die Stunde ist da, der Mensch noch nicht») auf den Kamin häufelt, dessen Seele gehört post mortem dem Leibhaftigen.

Autos als Nüsseknacker

Der Rabenvögel Ruf ist nicht der beste, aber neue Forschungen zeigen, dass sie zu den intelligentesten Tieren des Planeten gehören. Sie verwenden Werkzeuge und erkennen 250 verschiedene Rufe. Ein besonderes Talent ist ihre Fähigkeit, individuelle menschliche Gesichter zu erkennen und sie bis zu zwei Jahre später aus einer Menge herauspicken zu können. Sie haben ihre grosse Intelligenz genutzt, um sich immer wieder an eine sich ständig verändernde Umwelt anzupassen. Einige merken sich die Routen der Müllwagen und folgen dem Fressfest von Tag zu Tag. Andere lassen Nüsse auf die Strasse fallen und warten auf vorbeifahrende Autos, die sie aufknacken. Und manche bauen ihre Nester aus Gegenständen, die wir wegwerfen – wie Kleiderbügel aus Draht. Raben und Krähen bilden zusammen die Gattung Corvus in der Familie der Rabenvögel (Corvidae). Die grösseren Vertreter werden als Raben, die kleineren als Krähen bezeichnet. Es sind soziale Vögel, die ein Leben lang zusammenbleiben und ihre Jungen bis zu fünf Jahre lang aufziehen. Und sie lernen aus dem Unglück des anderen. Wenn einer auf dem Feld eines Bauern getötet wird, ist es nicht ungewöhnlich, dass sich ganze Migrationsmuster ändern, sodass zwei Jahre lang keine Krähen über dieses Feld fliegen.

Das Beängstigendste an ihnen ist jedoch, wie viel sie über uns Menschen wissen. Krähen sind die einzigen Tiere, die uns Menschen seit Tausenden von Jahren beobachten und studieren und sogar die Fähigkeit haben, dieses Wissen an ihre Nachkommen weiterzugeben. Der Zürcher Filmregisseur Martin Schilt stellt in seinem neuen Kinodokumentarfilm «Krähen – Nature Is Watching Us» dem Publikum Krähen als Chronisten der Menschheit vor und verfolgt dabei die These, dass Rabenvögel dank ihrer aussergewöhnlichen kognitiven Fähigkeiten ein kollektives Wissen über die Kulturgeschichte der Menschheit aufgebaut haben.

Beobachtete Beobachter

Obwohl die Vögel überall zu sehen sind, sei es dennoch extrem schwie­rig, natürliches Krähenverhalten zu dokumentieren, erklärt Martin Schilt. «Wenn wir Krähen filmen, filmen wir eigentlich fast immer Krähen, die eine Filmequipe beobachten.» Und: «Sie beobachten uns selbst zwar seit Urzeiten, aber sie mögen es gar nicht, wenn man sie beobachtet.» Der Film stellt aber auch Menschen vor, die sich intensiv mit Krähen beschäftigen. Entweder weil sie Krähen auf Biegen und Brechen von ihren Feldern oder aus ihren Quartieren vertreiben wollen oder weil sie als Forscher die gefiederten Chronisten besser verstehen möchten. Und immer wieder amüsieren die Krähen das Publikum mit ihrem rabenschwarzen Humor – vor allem dann, wenn sie sich über Menschen lustig machen.

 

Tickets zu gewinnen

Der Kinodokumentarfilm «Krähen – Nature Is Watching Us» läuft am Donnerstag, 2. März, in den Schweizer Kinos an. In Zürich wird er im Kino Riffraff gezeigt. Dort findet am Dienstag, 28. Februar, um 18.30 Uhr in Anwesenheit des Zürcher Regisseurs Martin Schilt die Vorpremiere statt. Das Tagblatt verlost 5 × 2 Gratis-Eintritte zur Vorpremiere. Schreiben Sie uns eine Mail mit Namen, Adresse, Telefon und dem Betreff Krähen an gewinn@tagblatt­zuerich.ch

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