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Reportage

Zuckerhaltiger Znüni (l.) ist verpönt, der «gesunde» wird oft nicht gegessen. Bild: SB

Schul-Znüni lässt Eltern verzweifeln

Von: Sacha Beuth

20. Oktober 2015

Die Empfehlungen der Schulbehörde in Sachen gesundem Znüni umzusetzen, gleicht für viele Eltern der Quadratur des Kreises.

Die Herbstferien sind vorbei, die Schule hat begonnen. Und damit stehen viele Eltern wieder vor einem Problem: Was gebe ich meinem Kind zum Znüni mit? Denn was es gerne hat, entspricht oft nicht den Ernährungsempfehlungen der Schulbehörden. Und die propagierten Lebensmittel werden zumeist verschmäht.

Zu den Leidtragenden gehört etwa Sandra B.: «Ich habe zwei Töchter im Unterstufenalter. Beide sind tendenziell etwas untergewichtig. Aber während die eine ihre Früchte oder Gemüsestreifen fast immer isst, bringt die andere ihren gesunden Znüni fast immer unangetastet nach Hause. Nur wenn ich ihr zuckerhaltige Lebensmittel wie etwa ein Stück Roulade oder Biberfladen mitgebe, isst auch sie einen Znüni.» Allerdings würde dies in der Schule gar nicht gerne gesehen, und sie sei auch schon von der Lehrperson darauf angesprochen worden. «Aber was soll ich machen? Sie braucht doch Energie, um dem Unterricht folgen zu können.»

Das Znüni-Chind bringt's

Ähnliches erlebt Nikola Sprung, die im Kreis 5 wohnt. «Mein jüngster Sohn ist jetzt acht und in Sachen Ernährung äusserst wählerisch. Auch er bringt gelegentlich den Znüni unangetastet zurück, und ich kann dann die angegammelten Bananen oder Darvida-Guetsli wegschmeissen.» Zuvor sei es besser gewesen. «Da wurde für jeweils eine Woche ein ‹Znüni-Chind› bestimmt, welches nach einer Einkaufsliste der damaligen Lehrerin für alle Mitschüler den Znüni zu besorgen hatte. Die Kinder haben dann in der Schule Gemüse oder Früchte selber zubereitet oder zu Hause beim Backen mitgeholfen. Dabei hat mein Sohn sogar Rüebli und Trauben gegessen, die er zu Hause keines Blickes würdigt.» Allerdings sind derartige Znüni-Aktionen gemäss Regula Behringer, Mediensprecherin beim Schulgesundheitsdienst der Stadt, auf Einzelinitiative einzelner Schulen bzw. Lehrpersonen zurückzuführen und nicht Bestandteil eines Programms. Zugleich betont Behringer, dass es sich in Sachen Znüni nur um Empfehlungen und nicht um Vorschriften handelt. «Die Eltern bestimmen, was sie ihrem Kind mitgeben. Auch gibt es keine verbotenen oder erlaubten bzw. keine gesunden oder ungesunden Lebensmittel, sondern nur gesundes oder ungesundes Ernährungsverhalten.» Nichtsdestotrotz haben gewisse Eltern wie etwa Sandra B. einen anderen Eindruck: «So wie sich die Lehrpersonen in unserer Schule verhalten, könnte man meinen, die Empfehlungen seien ein heiliges Gesetz.»

Angelina Cascione, Kinderärztin in Höngg und selbst Mutter, hat festgestellt, dass die Empfehlungen offenbar von Schule zu Schule unterschiedlich streng ausgelegt werden. Dennoch unterstützt sie diese: «Die Zahl der adipösen Kinder bei uns nimmt von Jahr zu Jahr zu, da ist es richtig, etwa über einen gesunden Znüni Gegensteuer zu geben.»

Schiesst die Znüni-Empfehlung der Behörden übers Ziel, oder ist sie sinnvoll? – Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns: echo@tagblattzuerich.ch

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Leserkommentare

Christian Bänninger - Kein normaler Mensch, und insbesondere kein Kind mit einem auch nur ansatzweise GESUNDen Instinkt (fr)isst einen solchen staatlich zwangsverabreichten Gesundheitsdreck.

Vor 8 Jahren 6 Monaten  · 
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