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Reportage

Ist besser als sein Ruf: Roter Piranha im Zoo Zürich. Bild: Zoo Zürich / Enzo Franchini

Seuchenbekämpfer mit scharfen Zähnen

Von: Alex Rübel

03. Januar 2018

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Piranhas.

Die Piranhas gehören zu jenen Tieren, die der Mensch gerne zu besonders blutrünstigen Monstern hochstilisiert: Schwarmfische mit messerscharfen Zähnen, die sich in Gruppen gnadenlos auf alles stürzen, was sich bewegt, und ihr unglückliches Opfer innert Minuten bis auf die Knochen abnagen. Dieses Bild ist natürlich masslos übertrieben.

Zugegeben, Piranhas sind nicht wählerisch, was ihr Menü anbelangt, und nahezu Allesfresser. Sie ernähren sich von Fischen, Insekten, Krebsen und Weichtieren und nehmen selbst pflanzliche Nahrung zu sich. Vor allem aber fressen sie Aas und jagen verletzte und kranke Tiere. Sie übernehmen damit eine wichtige Funktion als Gesundheitspolizisten in ihrem Lebensraum, die dafür sorgen, dass sich Krankheiten nicht ausbreiten können. Man nennt sie deshalb auch «Geier des Süsswassers».

Am Unterlauf des Amazonas bilden sich regelmässig gigantische Springfluten, die sich von der Mündung landeinwärts den Fluss hinaufbewegen. Die bis zu vier Meter hohe Welle wird in Brasilien Pororoca genannt. Sie entsteht durch Ebbe und Flut im Atlantik. Die Pororoca erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 65 km/h und legt mehrere Hundert Kilometer zurück. Dabei überflutet sie auch die Uferregionen weitläufig und reisst alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Regelmässig ertrinken dabei Haus- und Wildtiere. Die Piranhas fressen deren Kadaver und helfen so mit, Seuchen zu verhindern.

Jagd in der Gruppe

Rote Piranhas, die wir auch bei uns im Zoo Zürich zeigen, jagen in Gruppen von zwanzig bis dreissig Tieren. Im Schutz der Vegetation lauern sie auf ihre Beute, die sie von unten oder von hinten angreifen. Neben dieser Überfalltaktik aus der Deckung jagen Piranhas aber auch im offenen Wasser und verfolgen ihre Beute mit grosser Geschwindigkeit und über längere Distanzen.

Anders als es uns Kinofilme und Schauergeschichten glauben machen wollen, sind schwere Unfälle mit Menschen vergleichsweise selten. Am häufigsten kommt es zu Bissverletzungen bei Fischern, insbesondere, wenn diese versuchen, dem noch lebenden Fisch den Angelhaken aus dem Mund zu reissen. Relativ oft kommt es allerdings vor, dass sich Piranhas beim Zerlegen ihrer Beute im Gewühl gegenseitig verletzen, der eine dem anderen etwa ein Stück Flosse abbeisst. Hier kommt dem Fisch zugute, dass er eine extrem schnelle und gute Wundheilung hat.

Bedrohte Unterwasserwelten

Die Roten Piranhas oder Natterers Sägesalmler leben bei uns im Zoo Zürich zusammen mit über siebzig anderen Fischarten im kürzlich renovierten Aquarium. Wir möchten dort die Schönheit des Lebens unter Wasser zeigen, aber auch ein Bewusstsein dafür schaffen, welchen Druck der Mensch auf die aquatischen Lebensräume ausübt.

Weitere Infos: www.zoo.ch/aquarium

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