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Reportage

Wie gemalt: Weissbrust-Doktorfisch. Bild: Zoo Zürich/Enzo Franchini

«Sprechende» Farben

Von: Alex Rübel

19. Januar 2016

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Korallenfische.

Leuchtendes Gelb, schillerndes Blau, kräftiges Orange: Korallen­fische ziehen uns mit einer betörenden Vielfalt an Farben und Mustern in ihren Bann. Während die Farbenpracht für uns Menschen einfach schön ist, ist sie für die ­Fische von komplexer Bedeutung. Die Wissenschaft hat die Funktionen der Farben und Muster noch lange nicht vollständig entschlüsselt, sicher ist aber: Es sind deren viele. Die Farben tarnen, warnen, informieren, imponieren, täuschen und locken – sie sind ein Kommunikationsmittel, eine Art «Sprache» der Fische. Und eine sehr alte noch dazu: Fossilienfunde weisen darauf hin, dass es schon vor 50 Millionen Jahren Fische mit markanten Mustern und Farben gab.

Die Farbkommunikation der Korallenfische ist dabei facettenreich und höchst variabel. Mit seiner Musterung, Färbung und Farbintensität informiert ein Fisch seine Artgenossen zum Beispiel über sein Alter und/oder Geschlecht, seine Fortpflanzungsbereitschaft, seinen sozialen Status oder seine Stimmung. Die Kommunikation funktioniert aber auch artübergreifend. Putzerlippfische zum Beispiel, die andere Fische von Parasiten und Pilzen befreien und sogar Wunden reinigen, machen über ihr Aussehen auf ihren «Service» aufmerksam. Der Säbelzahnschleimfisch wiederum imitiert die Optik der Putzer, um gefahrlos an andere Fische heranzukommen – die er dann nicht pflegt, sondern beisst.

Auch zu ihren Feinden sprechen die Korallenfische mit Farben und Mustern. Sie verwirren sie zum Beispiel mit dunklen Streifen, die die echten Augen kaschieren, während Flecken auf der Schwanzflosse künstliche Augen simulieren, wo keine sind. Eine Papageienfischart kann diese «Kunstaugen» bei Gefahr sogar spontan «einblenden» und bei Entwarnung wieder verschwinden lassen. Doktorfische nutzen Farbmuster, um ihre scharfen Dornfortsätze besonders hervorzuheben – eine Warnung an mögliche Angreifer. Der Imperator-Kaiserfisch schliesslich wechselt im Lauf seines Lebens Muster und Farben vollständig. Und zwar so gründlich, dass man früher junge und erwachsene Imperatoren für zwei verschiedene Fischarten hielt.

Zu bedenken ist ferner, dass Fische und andere Meeresbewohner Farben anders wahrnehmen als wir. Forscher vermuten etwa, dass das für uns so knallig wirkende Gelb in Korallenriffen gute Tarnung bietet. Auch weiss man aus Experimenten, dass Fische Farben im ultravioletten Bereich sehen können und zur Kommunikation nutzen – Signale, die dem menschlichen Auge gänzlich verborgen bleiben.

Aquarien-Umbau im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich sind verschiedene Korallenfische zu sehen, etwa Anemonenfische, Doktorfische und Falterfische. Im Moment können sie allerdings nur im grossen Meer­wasseraquarium in der Naturschutzausstellung im Masoala-Regenwald betrachtet werden, denn die Aquarien im Exotarium werden saniert, umgebaut und auf den neusten Stand gebracht. Sie sind deshalb für einige Monate geschlossen. Die Wiedereröffnung findet im Herbst 2016 statt.

Weitere Infos unter: www.zoo.ch

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