mobile Navigation

Reportage

Spanien oder Afrika? Die Überwinterungsgebiete der Zoostörche sind unterschiedlich. Bilder: Zoo Zürich/Tobias Kramer

Storch Osuna bleibt in Spanien

Von: Sacha Beuth

29. September 2015

ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Weissstörche.

Vor rund einem Jahr ging es in dieser Artikelserie um den Zug der Europäischen Weissstörche. Sie verlassen jedes Jahr gegen Ende des Sommers den Zoo Zürich und ziehen in den Süden. Forscher beobachten, dass sich das Zugverhalten der Störche dabei in jüngster Zeit verändert hat. So überquert heute nur noch jeder dritte bis vierte Vogel das Mittelmeer, um in Afrika zu überwintern. Die anderen Tiere bleiben in Spanien.

Um mehr über den Zug der Störche und ihr neues Verhalten herauszufinden, rüsten die Forscher seit einiger Zeit jedes Jahr einige Jungvögel mit Datenloggern aus. Auch im Zoo Zürich wurden am 20.  Juni 2014 zwei Störche besendert: Osuna und Orbieux. Orbieux’ Sender erlitt wenige Tage später einen Defekt und sendet seither leider keine Daten mehr. Jener von Osuna hingegen funktioniert bis heute. Dank ihm können ihre Flugbewegungen unter www.projekt-storchenzug.com/datenlogger genau verfolgt werden.

Osuna verliess am 21.  August 2014 den Zoo Zürich und überquerte bereits einen Tag später in Genf die Schweizer Grenze. Am 26.  August erreichte er Spanien – und ist seither dort geblieben. Osuna hat also nicht nur, wie viele andere Störche, sein Winterquartier in Spanien statt in Afrika aufgeschlagen, sondern ist auch gleich das ganze Jahr dort geblieben und über den Sommer nicht in die Schweiz zurückgekehrt.

Vom Müll angezogen?

Über die Gründe dafür können wir nur spekulieren. Osunas Flugbewegungen zeigen, dass er sich innerhalb von Spanien hauptsächlich in einem Gebiet von Madrid in Mittelspanien bis Zaragoza im Nordosten aufhält. Gut zu erkennen ist, dass sich seine Standortschwerpunkte mit einer Ausnahme stets in der Nähe von Mülldeponien befinden. Das deckt sich mit den Beobachtungen, die die Storchenzugforscher auch bei anderen Vögeln machen: Die Störche, die in Spanien überwintern, halten sich vor allem auf grossen, gut zugänglichen Mülldeponien auf. Ob diese Mülldeponien letztlich sogar der Grund dafür sind, dass die Störche nicht mehr weiterziehen, bleibt zu klären.

Auch heuer wurden im Zoo Zürich wieder zwei Jungstörche besendert: Pinto und Pedrola. Ihre Flugbewegungen können ebenfalls im Internet beobachtet werden. Beide Tiere haben den Zoo Zürich und die Schweiz Anfang August verlassen, Pinto vier Tage nach Pedrola. Während sich Pedrola bis heute in Spanien aufhält – aktuell im Grossraum Sevilla –, ist Pinto tatsächlich bis nach Afrika gezogen: über die Meerenge von Gibraltar durch Marokko, Algerien und Mauretanien bis nach Mali.

Störche im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich hat es, über das ganze Gelände verteilt, 20  Storchenhorste. Heuer waren fast alle belegt: 17 Paare brüteten über 30  Eier aus. Inzwischen hat der grösste Teil der Störche den Zoo wieder verlassen und die Reise in den Süden angetreten. Einige wenige Tiere bleiben aber sogar über den Winter auf dem Zürichberg.

Weitere Infos unter: www.zoo.ch

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare