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Reportage

Braucht sich im Zoo Zürich nicht vor Jägern zu fürchten: Wildkaninchen. Bild: Zoo Zürich; Melanie Bruckauf

Süsse Schädlinge

Von: Alex Rübel

26. März 2019

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissens­wertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Kaninchen.

In unserer Australienanlage haben vor kurzem Wildkaninchen Einzug gehalten. Sie haben die Hauskaninchen abgelöst, die seit der ­Eröffnung vor einem Jahr übergangs­weise den Bereich vis-à-vis der Riesenwarane bewohnten. Die Wildkaninchen sind niedlich anzusehen, haben es aber faustdick hinter den Ohren, wie unsere Tierpfleger schnell festgestellt haben. Sie buddeln tiefer, knabbern kräftiger und springen höher als ihre domestizierten Vorgänger und stellen das «Mobiliar» ihrer Anlage insgesamt auf eine harte Probe.

Bei uns in der Schweiz sind wild lebende Kaninchen ein seltener Anblick geworden. Ganz anders präsentiert sich die Situation in Australien. Dort sind die kleinen Hoppler schlimme Schädlinge – ein menschgemachtes Problem.

Das Wildkaninchen lebte ursprünglich nur auf der Iberischen Halbinsel, in Südfrankreich und Nordafrika. Der Mensch hat es über die Jahrhunderte (gezielt) fast auf der ganzen Welt verbreitet. Er bürgerte es ab der Römerzeit in verschiedenen Regionen Mitteleuropas ein, brachte es im 18. und 19. Jahrhundert nach Australien, später auch nach Neuseeland, Südafrika und Nordamerika sowie ab 1950 nach Südamerika.

Gefahr für lokale Fauna

Nach Australien wurden die Tiere für die Sportjagd sowie zur Fleisch- und Fellproduktion eingeführt. Die Folgen davon waren und sind für die australische Flora und Fauna katastrophal. Weil natürliche Feinde fehlen, vermehren sich die ­Wildkaninchen in ungeahntem Ausmass und sind so zu Nahrungskonkurrenten vieler einheimischer Tiere geworden. Heute leben etwa 17 Millionen Wildkaninchen in Australien. Sie verdrängen australische Arten wie etwa den Kaninchennasenbeutler und viele andere Kleinsäugetiere, bedrohen aber auch Vögel und die Pflanzenwelt. Ihre Bekämpfung ist ausgesprochen schwierig und bis heute nicht mit nachhaltigem Erfolg gelöst.

Leider ist das Wildkaninchen bei weitem nicht die einzige fremde Tierart, die der Mensch mit schlimmen Folgen nach Australien gebracht hat. Riesige Probleme be­reiten unter anderem auch (verwilderte) Hauskatzen (im 17. Jahrhundert aus Nordafrika und Europa als Ratten- und Mäusejäger eingeführt, Bestand heute etwa 20 Millionen Tiere), Hausschweine und Wildschweine (im 17. Jahrhundert aus Europa und Papua-Neuguinea zwecks Fleischproduktion eingeführt, Bestand heute etwa 23 Millionen Tiere) und die Aga-Kröte (1935 zur Bekämpfung von Schadkäfern in Zuckerrohrplantagen aus Südamerika eingeführt, Bestand heute etwa 200 Millionen Tiere).

Australien: Kontinent der invasiven Arten

Australien ist berühmt für seine einzigartige Tierwelt – aber leider auch für seine grossen Probleme mit invasiven Arten, «fremden» Tier- und Pflanzenarten also, die sich in Australien erfolgreich neu etabliert haben und dabei die bestehenden Ökosysteme und deren Artenvielfalt gravierend schädigen. Die ganze Problematik zeigen wir Ihnen in der Ausstellung in unserer Australien­anlage auf.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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