Reportage
Tierleid in Traumdestinationen
Von: Sacha Beuth
Ferien im Ausland bringen nicht nur Freude und Entspannung mit sich. Wer die Augen offen hält, sieht sich immer wieder mit Tierleid und mangelhaftem Tierschutz konfrontiert. Auch als Tourist soll und kann man dagegen vorgehen, findet Esther Geisser von der Tierschutzorganisation Network for Animal Protection Net AP in Esslingen und hat als Orientierungshilfe den Ratgeber «Tierschutz am Ferienort» verfasst.
Streunende Katzen und Hunde in den Strassen und Gassen. Halbverhungerte und geschundene Esel, Pferde und Elefanten, die pausenlos Touristen auf ihren Rücken transportieren müssen. Oder Alligatorenköpfe und konservierte Schlangen als Souvenirs. – Die Kehrseiten der Traumdestinationen sind für reisende Tierfreunde nicht selten der blanke Horror. Doch kann man als Fremder etwas dagegen unternehmen? Und falls ja, wie? Diese Frage hat auch Esther Geisser, Präsidentin und Gründerin der Tierschutzorganisation Network for Animal Protection Net AP in Esslingen beschäftigt. «Gerade jetzt, wo viele Ferien planen oder schon im Urlaub sind, erhalten wir täglich mehrere Meldungen besorgter Touristen.» Net AP hat darum den Ratgeber «Tierschutz am Ferienort» verfasst, der zehn wichtige Verhaltenstipps enthält:
1. Vor der Reise die Nummern von lokalen Tierschutzorganisationen notieren, an die man sich wenden kann, und diese finanziell unterstützen: «Bei Missständen selber eingreifen kann je nach Umständen zu brenzligen Situationen für den Touristen führen. Zumeist ist es darum besser, sich an eine lokale Tierschutzorganisation zu wenden – und im Idealfall die Kosten für den Einsatz zu übernehmen oder sie sonst wie mit einem finanziellen Beitrag für ihre Arbeit zu unterstützen».
2. Unmut bei Hotel und / oder Reiseveranstalter kundtun. «Fotografieren Sie Missstände und melden Sie diese der Hotelleitung und / oder dem Reiseveranstalter. Diese Institutionen wollen ein schlechtes Image vermeiden und haben darum in der Regel ein Interesse daran, Missstände zu beseitigen bzw. beseitigen zu lassen.»
3. Kastrieren lassen statt füttern. «Streuner zu füttern, ist zwar gut gemeint, aber kontraproduktiv, weil sich die Tiere dann nur noch schneller vermehren. Das führt dazu, dass sie in den Hotels erst recht als Plage angesehen und nach der Touristensaison gejagt und getötet werden. Am besten hilft man, wenn man Kastrationsaktionen von örtlichen Tierschutzorganisationen finanziell unterstützt.»
4. Keine Souvenirs von Tierteilen kaufen. «Auf den ersten Blick scheint es vielleicht merkwürdig, warum ein ausgestopfter Alligatorenkopf nicht gekauft werden soll, wenn das Tier in einer legalen Farm gezüchtet wurde und dessen Fleisch normal in Restaurants verkauft wird. Das Problem dabei ist, dass der Käufer meist nicht weiss, ob das Tier wirklich aus einer Farm oder der Natur stammt. Auch ist unklar, wie es gehalten und getötet wurde. In einigen Ländern werden Krokodilen beispielsweise bei lebendigem Leib die Haut abgezogen.»
5. Keine Tiershows besuchen. «Viele dieser Veranstaltungen erzeugen bei den Tieren hohen Stress und enden – wie etwa Stierkämpfe – für diese sogar tödlich.»
6. Keine Tiere aus Mitleid kaufen. «Auch wenn man den kleinen Welpen auf dem Markt oder Petshop am liebsten sofort aus dem winzigen Käfig befreien möchte, indem man ihn kauft, fördert man damit nur den Nachschub und somit weiteres Tierleid. Daher sollte man sich in solchen Fällen ebenfalls an eine örtliche Tierschutzorganisation wenden.»
7. Achtung beim Tierimport. «Sollten Sie doch ein Tier aus dem Ausland mit nach Hause nehmen wollen, dann stellen Sie sicher, dass Sie den nötigen zeitlichen und finanziellen Aufwand für die Pflege des Tieres auch übernehmen können. Und sorgen Sie für einen korrekten Import mit allen dafür nötigen Impfungen und Dokumenten.»
8. Kutschenfahrten und Ausritte meiden. «Viele solcher Anbieter lassen es an der richtigen Pflege für ihre Tiere mangeln und halten die nötigen Ruhezeiten nicht ein.»
9. Der Umwelt Sorge tragen. «Entsorgen Sie Zigarettenkippen und anderen Abfall in die dafür vorgesehenen Behälter. So wird vermieden, dass Giftstoffe in die Umwelt gelangen und Tiere qualvoll sterben.
10. Vorbild sein. «Alles Handeln wirkt glaubwürdiger, wenn man mit gutem Beispiel vorangeht. Vermeiden Sie also alles, was Tieren oder der Natur schaden könnte.»
Weitere Informationen: www.netap.ch
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