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Reportage

Ein fast schon meditatives Erlebnis: Der Gang über den Baumkronenweg in der Masoalahalle. Bild: Zoo Zürich/Corinne Invernizzi

Tropischer Sommer im tristen November

Von: Jan Strobel

04. November 2014

Zu kalt, zu grau, zu dunkel – im November sinkt die Stimmung in den Keller. Wir fanden Orte, die Balsam für geplagte Gemüter sind.

«Und dann November, Einsamkeit, Tristesse», klagte bereits der Dichter Gottfried Benn. Der Schöngeist erlebte wohl das, was der Volksmund den Beginn einer Winterdepression bezeichnet, einen sogenannten November-Blues. Die Tage werden kürzer, die Stadt liegt unter einer grauen Suppe, die Seele lechzt nach etwas Licht, nach Farbe und Wärme. Die Stimmung sinkt in den Keller. Kurz: Der November ist die Spassbremse des Jahres.

Psychologen sprechen von einer saisonal abhängigen Depression (SAD). Schätzungen zufolge leiden 3 Prozent der Bevölkerung an einer Winterdepression, 10 bis 20 Prozent spüren einen «Blues». Spezialisiert auf das Phänomen hat sich das Zentrum für Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. Dort untersuchte die Neurologin Anna Wirz-Justice wie sich mittels Lichttherapie unter anderem auch eine Winterdepression behandeln lässt. Denn: Mehr Licht führt zu mehr Serotoninumsatz. Das Hormon beeinflusst massgeblich unsere Stimmungen. Ein Mangel an Serotonin kann zu depressiven Verstimmungen führen.

Dabei gibt es in Zürich Orte, die uns nicht nur genügend Serotonin, sondern auch Wärme und Farben liefern. Zum Beispiel die Stadtgärtnerei mit ihrem gerade sanierten und wieder eröffneten Palmenhaus, Baujahr 1938. Der Besucher wandelt durch einen Dschungel aus über 50 verschiedenen tropischen und subtropischen Pflanzen. Unter der Glasdecke wachsen Kokos­palmen neben Affenbrot­bäumen in die Höhe. Dazu streichelt ein Chor exotischer Vögel die Seele. Eine besondere Entdeckung im Palmenhaus: Der Tukan Bosi.
www.stadt-zuerich.ch/stadtgaertnerei

Eine Flucht in exotische, farbenprächtige Welten bieten den novembergeplagten Zürchern auch die futuristischen Tropenhäuser im Botanischen Garten. Hier lassen sich mitten in Riesbach ein tropischer Bergwald, ein Tieflandregenwald und tropische Trockengebiete durchschlendern. Wer denkt da angesichts des Baumriesen, des Melonen- oder Drachenbaums an die trübe Realität draussen vor der Tür? www.bg.uzh.ch

Eine regelrechte Explosion der Sinne bietet natürlich der Klassiker unter den Regenwäldern Zürichs: die Masoalahalle. Ein Gang über den Baumkronenweg auf der Suche nach Flughunden, Riesenschildkröten oder Lemuren hat ja fast schon etwas Meditatives. Und bei einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent verdunstet ohnehin die grösste Tristesse.
www.zoo.ch 

           

Dieser nachgebaute Baumriese im Botanischen Garten gibt der Seele wieder Stabilität.   

   

Herzerwärmendes Orange: Ein Melonenbaum im Botanischen Garten.

                            

Eintauchen in die Tiefen des Dschungels
in der Stadtgärtnerei.

Sie kennt keinen November-Blues: Die Aldabra-Riesenschildkröte in der Masoalahalle.                                     Bild: Zoo Zürich/Cordula Galeffi

Die Blütenpracht im Tropenhaus des Botanischen Gartens weckt Lebensgeister.


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den November-Blues? Schicken Sie uns Ihre Tipps auf:
redaktion@tagblattzuerich.ch
Stichwort: November-Blues.

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