Reportage

Liefert ein «bewusstseinserweiterndes» Sekret: Coloradokröte. Bild: Zoo Zürich/Enzo Franchini
Vor Krötenküssen wird gewarnt
Von: Alex Rübel
ZOO INTERN Zoodirektor Alex Rübel berichtet alle zwei Wochen über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Coloradokröten.
Wie eine Berühmtheit sieht die Coloradokröte nicht gerade aus: Ihr bis zu 20 Zentimeter langer Körper wirkt eher plump und schwer, die Farbe ihrer ledernen Haut ist unscheinbar olivgrün oder braun gesprenkelt. Ihre Berühmtheit verdankt die in Kalifornien, Arizona, New Mexico und Mexiko beheimatete Coloradokröte aber eben nicht ihrem Aussehen, sondern ihrem Gift – und insbesondere dessen spezieller Wirkung beim Menschen.
Coloradokröten besitzen am ganzen Körper Giftdrüsen. Im Nackenbereich sind sie als Parotoiddrüsen besonders gut erkennbar. Das Gift schützt die Kröte vor Pilzen, Bakterien und Viren. Aber auch Angriffe grösserer Fressfeinde wie etwa durch Schlangen oder Greifvögel kann die Kröte so abwehren. Das Gift löst beim Angreifer Reizungen an Haut und Schleimhäuten aus. Gerät es in die Augen, kann es vorübergehend zu Sehstörungen führen. Für kleinere Tiere kann das Sekret auch tödlich sein.
Gift als Partydroge
Beim Menschen wirkt der Giftmix der Coloradokröte hingegen halluzinogen. Dafür sind vor allem die beiden Stoffe Bufotenin und 5-Methoxymonomethyltryptamin verantwortlich. Die Wirkung dieser Mischung soll ähnlich sein wie jene von LSD. In den USA wird die Coloradokröte deshalb auch «psychedelic» oder «psychoactive toad» genannt.
Um sich zu berauschen, lecken die Drogenkonsumenten die Coloradokröte entweder einfach ab. Oder sie «melken» sie und trocknen das Gift, um es später zu rauchen. Legal ist allerdings beides nicht. Die Hauptwirkstoffe des Gifts der Coloradokröte sind in den USA als illegale Substanzen gelistet und fallen unter das Betäubungsmittelgesetz. In der Vergangenheit kam es deshalb auch schon zu einigermassen aufsehenerregenden Verhaftungen: 1994 etwa wurde ein Lehrer in Kalifornien während des Schulunterrichts von der US-amerikanischen Drogenpolizei verhaftet, weil er Coloradokröten hielt und diese nutzte, um sich zu berauschen.
Auch in der Schweiz ist es verboten, sich an Coloradokröten zu berauschen. Sie zu halten, um Rauschmittel herzustellen, ist ebenfalls nicht erlaubt.
Coloradokröten im Zoo Zürich
Die Coloradokröten im Zoo Zürich stammen aus Nachzuchten des Berner Tierparks Dählhölzli. Sie teilen ihr Terrarium mit den Skorpions-Krustenechsen. Jeweils am Dienstag und Freitag um 14.30 Uhr gibt es bei den Terrarien eine Tierpräsentation.
Weitere Infos unter: www.zoo.ch
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