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Reportage

Gorilla-Dame N’Yokumi im Zoo Zürich muss sich zum Glück nicht vor Wilderern fürchten. Ihren wildlebenden Artgenossen droht es aber durchaus, dass sie im Kochtopf landen können. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Wenn Gorillas im Kochtopf landen

Von: Alex Rübel

28. April 2020

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Zoonose-Krankheiten.

Mit der Coronavirus-Pandemie ist der Begriff der «Zoonose» ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Eine Zoonose ist eine Infektionskrankheit, die vom Tier auf den Menschen oder auch umgekehrt vom Menschen auf das Tier übertragen werden kann. Ein auch hierzulande bekanntes Beispiel für eine Zoonose sind etwa Infektionen mit Salmonellen.

Gefahr auch für Menschen

Im Fall des Sars-CoV-2-Virus, das die Covid-19-Krankheit auslöst, ist bis heute nicht gesichert, woher es kommt und wie es zum Menschen kam. Wissenschaftler vermuten, dass die Übertragung auf einem Wildtiermarkt in Wuhan stattgefunden haben könnte; erwiesen ist das indes nicht. Das ändert nichts daran, dass vom unkontrollierten Verzehr wilder Tiere eine erhebliche Gefahr ausgeht – und zwar sowohl für uns Menschen (Krankheiten und Seuchen) als auch für die Tiere (Ausrottung).

In Zentral- und Westafrika etwa ist der Verzehr von sogenanntem Bushmeat oder Buschfleisch, also Fleisch von Wildtieren, weit verbreitet. Allein im Kongobecken erjagen Wilderer jährlich rund 5 Millionen Tonnen Bushmeat von Säugetieren. Dies entspricht etwa 500 Millionen Individuen. Auf dem Teller landen vor allem Huftiere oder kleinere Säugetiere wie Nager, aber auch grosse Tiere wie Elefanten oder Gorillas. Auf den Märkten Nigerias etwa gehört Affenfleisch zu den beliebtesten Sorten und ist das am zweithäufigsten gehandelte Buschfleisch, nach jenem von Rohrratten.

Durch die wachsende Bevölkerung, immer effizientere Jagdtechniken und die steigende Nachfrage nach Buschfleisch in urbanen Zentren und im Ausland wird der Druck auf die Wildtierbestände immer grösser und problematischer. Selbst wenn Bushmeat in Städten nur einen kleinen Teil der Nahrungsversorgung ausmacht, ist dies bei mehreren Millionen Konsumenten eine erhebliche Menge. Als Folge davon werden Tierbestände übernutzt und zerstört. Rund 25 Prozent aller Landsäugetierarten sind allein aufgrund der unkontrollierten Jagd bedroht. Bei den Primaten sind weltweit 126 Arten insbesondere durch die Jagd gefährdet. Nur gerade zwei Prozent aller Landsäugetierarten haben trotz der Jagd eine stabile Population.

Die Übernutzung gefährdet dabei nicht nur die Tierart selbst, sondern auch das Gleichgewicht im Lebensraum. Verschwinden wichtige Arten, die etwa für die Samenverteilung oder die Bestäubung von Pflanzen zuständig sind, beeinträchtigt dies auch die Funktion und die Zusammensetzung des ganzen Ökosystems.

Sie können helfen

 

Konsumieren und kaufen Sie kein Fleisch von Wildtieren im Ausland. Importieren Sie auch kein Buschfleisch in die Schweiz. Wir haben genügend andere Protein- und Nährstoffquellen zur Verfügung. Weiter können Sie einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten, indem Sie die Erstellung und den Erhalt von Schutzgebieten unterstützen.

Weitere Infos: www.zoo.ch

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