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Reportage

Weil Tucker nicht so recht mag, muss Barbara Passerini Pony und Reiterin Filippa etwas anschieben. Bild: SB

Wenn Tucker aus dem Takt fällt

Von: Sacha Beuth

20. April 2018

An der Ponyakademie auf dem Friesenberg werden Kinder im Umgang mit den Vierbeinern geschult. Wie ein Besuch auf dem Friesenberg zeigt, kommt beim Reiten, Putzen und Striegeln auch der Spass nicht zu kurz.

Warm ist es, an diesem Mittwochnachmittag. Und so schlagen Tucker, Nordii und Rübi einen gemächlichen Gang an, als sie zwecks Reitunterricht aus dem Stall der Ponyakademie auf dem Friesenberg geführt werden. Anders die sechs Mädchen, die zusammen mit Reitlehrerin Joy Conrad (26) und Praktikantin Vanessa Kunz (20) die zweieinhalbstündige Lektion mit den drei Ponys bestreiten. Alma (9), Emelie (8), Hailey (8), Lilo (9), Filippa (8½) und (Emma (11) wuseln zwischen Stall und den davor angebunden Tieren hin und her, putzen und striegeln deren Fell und Schweif und befestigen hernach nach Anleitung von Conrad und Kunz Sattel und Saumzeug. Alles unter den wachsamen Augen von Barbara Passerini. Die 42-jährige, gelernte Kauffrau ist heute Reitlehrerin und führt seit rund fünf Jahren die Ponyakademie (siehe Box). «Seit ich denken kann, bin ich von Tieren fasziniert, besonders von Pferden. Bereits mit acht Jahren habe ich mit dem Reiten begonnen und seither jede freie Minute im Stall verbracht.» Die Begeisterung und Faszination will Passerini auch bei ihren Kursteilnehmern wecken beziehungsweise weitergeben. Und hat dafür mit ihren Wallachen («ich habe nur Männer im Stall, die sind einfacher im Umgang») die idealen Gehilfen. Neben dem Mischling Nordii, dem Deutschen Reitpony Tucker und dem Tinker Rübi gehört dazu auch noch das Polnische Warmblut Merlin.

Sicherheit geht vor

Der Schimmel muss jedoch an diesem Nachmittag im Stall bleiben. «Er wird beim Auf- und Abzäumen sehr schnell ungeduldig und zappelig. Weil Kinder dafür aber immer etwas länger brauchen, will ich nichts riskieren. Sicherheit geht vor. Jetzt suchen wir für ihn ein schönes Plätzchen in einem anderen Stall und schauen, wie wir ihn mit einem toleranteren Tier ersetzen können.» Als hätte er gehört, dass von ihm die Rede ist, trottet Merlin zum Stallfenster, streckt den Kopf heraus und schnaubt traurig der Gruppe hinterher, die – nicht ohne noch einen Trinkhalt am Brunnen einzulegen – fürs Reittraining zum Sandplatz marschiert.

Dort teilen sich für die Übungen immer zwei Mädchen ein Pony. Wer nicht gerade reitet, schaut zu oder räumt die Hinterlassenschaften der Vierbeiner weg. Für Letzteres ist dieses Mal Hailey dran. Die erledigt ihren Job ohne Murren. «Das macht mir nichts aus», sagt die Kleine, während sie die Pferdeäpfel zusammenrecht. «Auch solche Arbeiten gehören zur Pflege eines Pferdes. Bei uns kommt man nicht einfach zur Reitstunde, nimmt das gesattelte Pferd entgegen und gibt es danach wieder ab wie ein Mietauto», betont Passerini.

Derweil wird angepasst an die ­individuellen Reitfähigkeiten geübt. Etwa wie man freihändig reitend das Gleichgewicht hält. Wie man während des Reitens wieder in den Steigbügel kommt, oder mit welchen Methoden man ein Pferd lenken kann. Rübi und Nordii machen gut mit. Tucker jedoch fällt öfter aus dem Takt. Genauer: Er bleibt immer wieder stehen. «Er schaut, dass er nie einen Schritt zu viel machen muss. Ein wahres Vorbild an Effizienz», witzelt Passerini. Da weder gutes Zureden noch strenge Befehle von Reiterin Filippa helfen, nimmt Passerini die Sache selbst in die Hand, indem sie den faulen Gesellen – unter dem Lachen der Kursteilnehmer – anschiebt. Das scheint zu wirken, denn plötzlich weiss ­Tucker wieder einen Fuss vor den anderen zu setzen. «Der brauchte wohl einfach einen kleinen Stupf», kommentiert Passerini lachend.

Um 15.30 Uhr macht sich die Gruppe wieder auf den Rückweg. Nun werden die Tiere abgezäumt, noch einmal gebürstet, geknuddelt und dann in den Stall gebracht. Dann gibts für die Kinder noch einen Zvieri, den sie im Schatten der Sattelkammer einnehmen. «Und was war das Beste an der heutigen Lektion?», will der Autor zum Abschluss wissen. «Alles», lautet das Echo unisono.

Reitunterricht und Ferienkurse der Ponyakademie

Die Ponyakademie auf dem Friesenberg, direkt an der Bushaltestelle Zielweg, wurde 2010 von Virginia Müller gegründet und im März 2013 von Barbara Passerini übernommen. Der reguläre Reitunterricht für Kinder ab 4 Jahren findet jeweils von Dienstag bis Freitag (13.30–16 Uhr und 16.30 bis 19 Uhr) sowie am Samstag (8.30 bis 11 Uhr und 11.30 bis 14 Uhr) statt und kostet pro zweieinhalbstündige Lektion 90 Franken (Jahresbuchung, monatliche Pauschalrechnung à 310 Franken). Der Unterricht erfolgt in Gruppen von 4 bis maximal 6 Teilnehmern und wird jeweils von einer ausgebildeten Reitlehrerin und einer Praktikantin geführt. Dabei lernen die Teilnehmer nicht nur das Reiten (englischer Stil) an sich, sondern auch den generellen Umgang mit Pferden und deren Pflege. Von Dezember bis Februar ruht der Betrieb. Während der Schulferien bietet die Ponyakademie fünftägige Ferien­kurse an. Die Kurse während der Frühlingsferien sind bereits ausgebucht, im Sommer hat es aber vom 16. 7. bis 20. 7. und 13. 8. bis 17. 8. (jeweils täglich 9 bis 16 Uhr) noch Plätze frei. Ein Ferienkurs kostet 875 Franken inklusive Mittagessen und Zvieri für jeden Kurstag.

Weitere Infos: www.ponyakademie.ch

 

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