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Reportage

Kann auch an Scheiben oder glatten Wänden hoch- und runterklettern: Madagaskar-Taggecko. Bild: Zoo Zürich / Karsten Blum

Wie Geckos Scheiben hinauflaufen

Von: Alex Rübel

26. August 2014

ZOO INTERN - Ab sofort berichtet Zoodirektor Alex Rübel alle zwei Wochen über ­Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten.

Eine kleine Echse zieht im Masoala-Regenwald regelmässig die bewundernden Blicke der Zoobesucher auf sich: der Madagaskar-Taggecko. Besonders gut sieht man das leuchtend hellgrüne Tier mit den orange­roten Markierungen auf der dunklen Rinde eines Baumstamms. Dort ruht der Madagaskar-Taggecko gerne – mit Vorliebe kopfunter und in der Senkrechten.

Doch wie ist es der kleinen Echse möglich, senkrecht an Baumstämmen und selbst glatten Oberflächen wie Hausmauern und Glasscheiben hinaufzulaufen oder wie «festgeklebt» an ihnen zu verharren? Die Antwort darauf kennt man erst seit den späten 1960-Jahren, als man die Füsse der Geckos unter dem Rasterelektronenmikroskop betrachten konnte.

Geckos haben an den Zehen spezielle «Haftpolster». Deren gröbste Struktur, die Lamellen, kann man bei genauem Hinschauen noch von blossem Auge als Rippen oder Linien erkennen. Sie alleine reichen zum Haften aber noch nicht aus. Denn was erst unter dem Mikroskop sichtbar wird: Auf jeder einzelnen Lamelle hat es Tausende allerfeinster Borsten oder Härchen. Sie sind nur gerade so lang, wie ein Menschenhaar etwa dick ist. Und an ihrem Ende teilen sich diese Härchen nochmals hundertfach in unvorstellbar kleine Plättchen auf. Diese sind es schliesslich, die es dem Gecko in einem raffinierten Zusammenspiel mit dem Blutkreislauf ermöglichen, an glatten Oberflächen haften zu bleiben.

Die Natur als Vorbild

Das Haftpolster des Geckos ist nur eines einer schier unendlichen Anzahl Beispiele für die Raffinesse der Natur. Einige andere hat sich der Mensch für seine Erfindungen bereits zum Vorbild genommen: etwa für den Klettverschluss, den Saugnapf oder die Schwimmflosse.

Tiere und Pflanzen sind dem Menschen aber nicht nur eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für technische Erfindungen, sondern auch für musterhafte Sozialstrukturen, energieeffiziente Tricks und pharmazeutische Wirkstoffe. Die dazugehörige Wissenschaft nennt sich Bionik, Kybernetik, Biomimetik, Bioinspiration oder Biomimikry. Anfang September findet in Zürich eine Konferenz zu diesem Thema statt, der 2. Biomimicry Europe Innovation and Finance Summit. Der Zoo Zürich ist Partner dieser Veranstaltung.

Am 4. und 5. 9. 2014 findet in Zürich der 2. Biomimicry Europe Innovation and Finance Summit statt. Leitthema ist 3-D-Drucken und Nachhaltigkeit.Weitere Infos unter: www.biomimicry.ch

Geckos im Zoo Zürich

Im Zoo Zürich können fünf verschiedene Gecko-Arten beobachtet werden: der Blaue Zwerggecko, der Grosse Madagaskar-Taggecko, der Neukaledonische Riesengecko sowie zwei Plattschwanzgecko-Arten. Der Grosse Madagaskar-Taggecko und die Plattschwanzgeckos sind im Masoala-Regenwald zu Hause, der Blaue Zwerggecko und der Neukaledonische Riesengecko leben im Exotarium. Weitere Infos unter: www.zoo.ch

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