mobile Navigation

Reportage

Virtual Reality ist ein der Technologien, die das Amt für Städtebau testet. Bild: C. Hürzeler/Amt für Städtebau

Zeitreise in 3-D

Von: Sacha Beuth

06. Juni 2016

Das Amt für Städtebau nutzt modernste Technik für die Stadtplanung. «Tagblatt»-Redaktor Sacha Beuth durfte dank Augmented und Virtual Reality auch einen Blick in die mögliche Zukunft unserer Stadt werfen.

«Vorsicht, manchen wird etwas schwindlig, wenn sie erstmals in die Virtual-Reality-Welt einsteigen», warnt Christian Hürzeler, Projekt­leiter Kompetenzzentrum GIS (Geografisches Informationssystem) beim Amt für Städtebau. Dann setzt er mir die VR-Brille auf und drückt mir eine Konsole in die Hand. Das schlichte und dunkle Büro an der Bahnhofbrücke 1 macht einem computergenerierten Zürich des Jahres 2050 Platz. Mithilfe der Richtungstasten auf der Konsole laufe, nein, schwebe ich durch die künstliche Stadt, und während ich meinen Kopf nach links, rechts, vorne, hinten, oben und unten drehe, wird mein Blickfeld jeweils sofort angepasst. Ich befinde mich virtuell in Altstetten. Hohlstrasse, Badenerstrasse, alles sieht ganz anders aus. Die Gebäude sind höher, stehen dichter. Einzig das Letzigrundstadion hat seine gegenwärtige Form behalten. Dort ist meine virtuelle Reise in die Zukunft auch zu Ende, und nun verspüre ich tatsächlich eine leichte Übelkeit, als ich die Brille abnehme. «Das liegt an den sich widersprechenden Signalen, die an das Gehirn gesandt werden. Die Augen nehmen Bewegung wahr, aber der Körper bewegt sich nicht», erklärt Hürzeler.

Virtual Reality ist mehrheitlich aus der Game-Industrie bekannt. Beim Amt für Städtebau sieht man diese Technik aber auch als wertvolles Mittel für die Planung sowohl kleiner wie grosser Bauprojekte. «Wenn wie prognostiziert die Bevölkerung Zürichs bis 2030 um 80 000 Personen zunimmt, dann müssen wir uns vorzeitig Gedanken machen, wo und wie man die Stadt weiterentwickeln kann.» VR könnte dabei eine grosse Hilfe sein, insbesondere seit vor rund 6 Jahren die Stadt Zürich vollständig in 3-D erfasst und damit die Grundlage für VR-Projekte geschaffen wurde. «Um die Wirkung eines Projekts einordnen zu können, reichen zweidimensionale Zeichnungen oder Grafiken meist nicht aus. Selbst Experten haben gelegentlich Mühe, sich einen geplanten Bau richtig vorzustellen», weiss Hürzeler. Modelle aus Holz hätten zwar den dreidimensionalen Effekt, seien aber viel aufwendiger zu aktualisieren.

Neben Virtual Reality wird beim Amt für Städtebau noch eine zweite Technik getestet: Augmented Reality, also die erweiterte Realität. Dabei wird eine real existierende Umgebung, die man mit der Kamera eines Smartphones einfängt, mit einer oder mehreren Holografien ergänzt. Verändert man seinen Standort und damit den Blickwinkel, wird die Perspektive des Hologramms mittels GPS entsprechend angepasst.

Das Amt für Städtebau will die beiden Technologien auch der Bevölkerung näherbringen und stellt sie darum immer wieder an ent­sprechenden Anlässen vor, wie etwa letztes Wochenende am IT-Fest in Albisrieden. «In nicht allzu ferner Zukunft könnten Infostände mit 3-D-Brillen oder von uns zur Verfügung gestellte Apps es betroffenen Anwohnern eines Quartiers ermöglichen, ein geplantes Bauprojekt ihrer Wohnumgebung dreidimensional wahrzunehmen», sagt Hürzeler, betont aber zugleich: «Noch sind wir aber erst dabei, das Potenzial der Technologien auszu­loten, und können der Öffentlichkeit noch keine Daten von konkreten Planungen zur Verfügung stellen.»

Mit Virtual und Augmented Re­ality kann man übrigens nicht nur in die Zukunft, sondern auch in die Vergangenheit reisen. «Für die Archäologen, die an den Ausgrabungen am Sechseläutenplatz arbeiteten, war Virtual Reality ein wichtiges Hilfsmittel bei der Rekonstruktion einer Pfahlbauersiedlung.»



Videos zum Thema finden Sie unter: youtube, Film von STZH

Achtung: Die gezeigten Szenen entsprechen nicht tatsächlichen Planungen!

 

 

zurück zu Reportage

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare