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Reportage

Stadtförster Willy Spörri (l.) und Forstwart-Lehrling Florian Bär mit ihren Nordmannstannen im Forstgarten Albisgüetli.

Zürcher Christbäume - so schön wie selten

Von: Ginger Hebel

06. Dezember 2016

Frischbaum:Vom Zürcher Walde kommt er her. Im Forstgarten Albisgüetli wachsen 120 000 Weihnachtsbäume – Fichten und Tannen.

Der verregnete Frühling hat etwas Gutes: Die Schweizer Christbäume sind so schön und kräftig wie selten. «Sie haben ein gutes Jahr hinter sich. Durch den Regen hatte der Boden genug Feuchtigkeit; dadurch sind die Bäume zügig gewachsen und die Triebe im trockenen Spätsommer gut ausgereift», sagt Stadtförster Willy Spörri. Vom Samen bis zum stubengrossen Baum dauert es 20 bis 25 Jahre. Die Nordmannstanne, das Flaggschiff im Stadtwald, wächst langsamer als die günstigere Rottanne, ist dafür aber länger haltbar. Auch 40-jährige Prachtbäume, wie der Swarovski-Christbaum im Hauptbahnhof, stammen aus dem Züriwald. «Wir züchten die Bäume. Sie benötigen viel Platz und Licht, damit sie gleichmässige, schöne Äste bilden», sagt Spörri.

In einem Schweizer Weihnachtsbaum sieht er Vorteile gegenüber importierten aus Dänemark und Deutschland. «Unsere Bäume werden laufend geschnitten, sind also frisch. Importierte werden oft bereits im Oktober geschlagen. Zudem sind unsere Bäume ein Naturprodukt. Wir verwenden keine Chemie.» Die Anzahl in der Schweiz produzierter Bäume liegt gemäss IG Suisse Christbaum bei rund 500 000. Weil hiesige Produzenten jedoch keine Subventionen mehr erhalten, rechnen Fachleute mit einem Rückgang der Schweizer Christbaum-Kulturen.

Die Ansprüche der Leute werden immer höher

Willy Spörri leitet den Forstgarten Albis­güetli seit 26 Jahren. Mit seinem Team hegt und pflegt er dort 120 000 Weihnachtsbäume auf 12 Hektaren Stadtwald. Zur Unterstützung und Pflege werden Shropshire-Schafe eingesetzt. «Wir lassen sie zwischen den Bäumen grasen, das hilft, Arbeitszeit einzusparen. Shropshire-Schafe haben weiche Lippen und fressen keine Nadelbäume», so Spörri. Die frisch geschlagenen Bäume können bis Heiligabend im Forstgarten Albisgüetli gekauft werden. «Die Ansprüche der Leute werden immer höher, manchmal ist ihnen der Baum nicht schön genug, dann wollen sie ihn umtauschen.» Dabei gehe es Grün Stadt Zürich nicht nur um den Verkauf, sondern vorwiegend darum, den Bezug zum Wald zu fördern; darum besteht auch die Möglichkeit, den Christbaum selber auszusuchen und zu schneiden. «Wir wollen den Leuten zeigen, dass der Christbaum vom Üetliberg kommt. Viele Stadtkinder sind heutzutage selten im Wald und haben Mühe, auf dem Waldboden zu laufen, weil sie das gar nicht mehr gewohnt sind.»

Während viele ausländische Familien ihren Weihnachtsbaum schon Anfang Dezember kaufen und ihn bereits im Wohnzimmer aufstellen, tun dies Schweizer oft erst kurz vor Heiligabend. «Wenn nur Schweizerinnen und Schweizer Christbäume kaufen würden, wäre der Markt tendenziell rückläufig: Gerade bei den jungen Leuten ist ein Baum nicht mehr so Brauch.» Geschnittene Bäume, die bis Weihnachten keinen Besitzer finden, kommen als Holzhackschnitzel ins Kraftwerk Aubrugg und in den Tierpark Langenberg. Dort freuen sich Elch und Hirsch über die saftigen Tannen.

Baumverkauf Forstgarten Albisgüetli, Uetlibergstrasse 355: Bis 23. Dez.: 8 bis 17 Uhr (ohne So). 24. Dez.: 8 bis 12 Uhr. Selber schneiden: Sonntag, 18. Dez.: 11 bis 16 Uhr.

Werkhof Hönggerberg, Kappenbühlstrasse  149: 20. bis 23. Dez.: 9 bis 16.30 Uhr. Selber schneiden: Samstag, 17. Dez.: 9 bis 16 Uhr.

Stadtgärtnerei, Sackzelg 25/27. 16. bis 23. Dez.: Täglich 9 bis 17 Uhr.

 

Christbaum-Pflegetipps

Den Baum im Netz und im Freien an einem trockenen, kühlen Ort aufbewahren, nicht direkt auf dem kalten Beton, sondern besser an einer Hauswand. Vor dem Aufstellen eine Scheibe des Stamms abschneiden, damit er Wasser besser aufsaugen kann. Regelmässig wässern. Blumendünger sorgt dafür, dass er länger schön bleibt.

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