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Stadtratskolumne

Alles in Allem

«Mit 37 Grad Celsius ... wurde die höchste Temperatur des ungewöhnlich warmen Sommers gemessen.» «Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, ... so besteht kein rechtlicher Grund, die Demonstration zu verbieten.» «Jeder fünfte Einwohner von Zürich ist ein Deutscher.» «Schliesslich gab es ausser der städtischen Poliklinik nicht viele Ärzte, die einen armen Teufel unentgeltlich behandelten.» «Es ist gerade noch Zeit, ... der wilden und planlosen Bauerei Einhalt zu geben.» «Man kann halt nicht beides: eine Grossstadt werden und kleinbürgerlich bleiben.» Ein WC «ohne Wasserspülung geruchlos.» «Erst wenn alle, selbst die kleinsten Gruppen, in ihrer Ungleichheit sichtbar auch im Staat zum Ausdruck kommen, erfüllt die schweizerische Demokratie ihre Bestimmung.» «Wir gehen einem Regime der kleinen Parteien entgegen.»

Nein, in diesen Zitaten geht es nicht um die jüngste Vergangenheit Zürichs. Auch nicht um die zweitjüngste. Sie stammen aus dem Roman «Alles in Allem». Das Buch handelt von einem längst vergangenen Zürich, aber das auf sehr lebendige Weise. Auf rund tausend Seiten beschreibt der Autor Kurt Guggenheim in zahlreichen Episoden die Schicksale von Einheimischen und Zugewanderten im Zürich der Jahre 1890 bis 1945. Auch wenn sich die Lebensumstände stark gewandelt haben, stellt die Leserin, der Leser erstaunt fest: Viele der von Guggenheim angesprochenen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Fragen sind im Zürich von heute noch immer höchst aktuell.

Ein faszinierendes Buch. Ich kann es nur empfehlen, brauchte allerdings einige Ferientage, um es zu bewältigen. Und wenn Sie im Mai oder Juni ein Theaterpublikum durch die Stadt wandern sehen: Alles in Allem wird in einer zwölfstündigen Inszenierung an verschiedenen Originalplätzen aufgeführt.

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