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Stadtratskolumne

Martin Waser

Auf mehreren Säulen

Von: Stadtrat Martin Waser

Prostitution, besonders Strassenprostitution, ist ein Feld, um das die meisten Leute einen möglichst weiten Bogen machen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mich einmal so intensiv damit befassen würde, wie das nun in den vergangenen zwei Jahren der Fall war. Aber es war nötig: In den letzten Jahren sind die Zustände zunehmend unhaltbar geworden, für die Prostituierten und für die Bevölkerung. Die Stadt musste handeln.

Die Stadt Zürich hat eine grossartige Tradition, auf soziale Probleme nicht einseitig und ideologisch, nicht mit Verboten und Verdrängung zu reagieren, sondern mit innovativen und umfassenden Lösungsansätzen. Das berühmteste Beispiel ist die Mehrsäulenstrategie in der Drogenpolitik. Unser Ansatz in der Prostitutionspolitik liegt ganz auf dieser Linie: Mit einem Bündel koordinierter Massnahmen von Polizei, Sozialwesen und Gesundheitsbereich arbeiten wir auf das Ziel hin, dass das Prostitutionsgewerbe in stadtverträglicher Weise und unter Achtung der Menschenwürde und des Selbstbestimmungsrechts der Prostituierten ausgeübt werden kann. Auf diesem Weg schreiten wir stetig voran. Seit letztem Juli kann die Polizei Freier verzeigen, die ausserhalb der Strichzonen – also insbesondere im Langstrassenquartier – Prostituierte ansprechen. Ab nächstem Januar werden die Strassen- und die Salonprostitution bewilligungspflichtig. Im August schliesslich hoffen wir den Strichplatz eröffnen zu können. Durch die Überführung des Strassenstrichs in diesen kontrollierten Rahmen werden die Arbeitsbedingungen der Prostituierten besser und die Immissionen für die Anrainer geringer sein als heute am Sihlquai.

So bleiben schliesslich zwei Erkenntnisse. Erstens: In der Prostitutionspolitik gibt es keine simplen Lösungen. Zweitens: Für eine stadtverträgliche Lösung müssen alle zusammenspannen.

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