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Stadtratskolumne

Andres Türler

Aus der Traum

Über 60 Jahre fuhr die Dampf­lokomotive Ee 3/3 mit Jahrgang 1897 durch das Sihltal, bevor sie 1964 aus dem Verkehr genommen wurde. Darauf stand sie fast ein halbes Jahrhundert auf dem Spielplatz eines Schulhauses und liess da über Generationen manches Kinderherz höherschlagen. Passiert ist dabei ausser einem Armbruch kaum etwas. Trotzdem war vor zwei ­Jahren Schluss damit. Das «Tigerli» musste weg, weil es den EU-Normen für die Sicherheit auf Spielplätzen nicht genügte. Aus der Traum. Zwar konnte das «Tigerli» dank des verdienstvollen Einsatzes von Freiwilligen eines ortsansässigen Vereins vor der Verschrottung gerettet werden. In unzähligen Stunden Fronarbeit wurde die Lokomotive auf Vordermann gebracht und erstrahlt nun im neuen Glanz. Ich durfte sie beim Bahnhof Sihlwald bewundern, als ich anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums des Vereins Museumsbahnen die Stadt Zürich vertreten durfte. Sie steht jetzt in gebührendem Abstand, eingezäunt und unnahbar. Strahlende, eifrige kleine Lokiführer und Lokifüh­rerinnen wird man darauf keine mehr sehen. Der Verein ist damit um ein schönes Stück reicher, aber die Erlebniswelt der Kinder auf dem Spielplatz um eines ärmer. Dennoch werden sie sich weiterhin auf dem Spielplatz tummeln. Nicht auf dem «Tigerli», aber auf den extra für sie produzierten EU-Sicherheitsnorm-konformen Spielgeräten. Das ist nicht a priori schlecht, aber mit Sicherheit weit weniger lebensnah und spannend. Kaum jemand wird sich im Erwach­senenleben noch an die eine Wippe oder andere Rutschbahn erinnern, aber wer das «Tigerli» als Kind noch erleben durfte, wird die Erlebnisse im Führerstand einer Loki kaum vergessen.

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