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Stadtratskolumne

André Odermatt

Baukultur erleben

Kürzlich durfte ich im Haus zum Rech die Ausstellung «Gotteshäuser im Quartier» eröffnen. Sie zeigt die Geschichte der katholischen Kirchen Zürichs und erzählt Spannendes über die Menschen, die sie gebaut haben. Gerade in der Sommerzeit lohnt es sich, wieder einmal eine Kirche zu besuchen; in der kühlen Stille eines Sakralbaus kann man für einen Augenblick dem vibrierenden Alltag entfliehen.

Vielleicht kann man sich dabei auch Gedanken machen, was Kirchen und andere Bauwerke für unsere Gesellschaft bedeuten. Wir nehmen unsere Baukultur oft als selbstverständlich hin und schenken ihr wenig Beachtung. Während sich Design, Kunst, Musik oder Tanz längst als eigenständige Sparten etabliert haben, ist die Baukultur ein Mauerblümchen geblieben. Niemandem käme es in den Sinn, den Tanz einfach zur Musik zu schlagen oder das Design der Kunst zuzurechnen.

Der Baukultur aber spricht man diese Autonomie ab. Wird sie historisch betrachtet, steckt man sie in die Schublade der Denkmalpflege. Anerkennt man sie als zeitgenössisches Schaffen, verortet man sie ins Gärtlein der Kunst (Architektur) oder des Designs (Innen- und Landschaftsarchitektur).
Nun gerät dieses Denken ins Wanken. Kürzlich hat der Bundesrat die Kulturbotschaft 2016-19 in die Vernehmlassung geschickt. Darin taucht «Baukultur» erstmals als eigenständiges Politikfeld auf. Eine hohe Baukultur schaffe «qualitätsvollen Lebensraum», gehe nachhaltig mit der gebauten Umwelt um und stärke «die Identität», lautet die Begründung. Zur Diskussion stehen etwa ein neuer Bundespreis für zeitgenössisches Bauen sowie eine verstärkte Vermittlung der Baukultur.

Wie eine solche Vermittlung funktionieren könnte, zeigt ein anderer Ort in Zürich: die Villa Patumbah im Seefeld. Dort hat der Schweizer Heimatschutz die interaktive Dauerausstellung «Baukultur erleben» eingerichtet. Auch die restaurierte Villa und ihre Gartenanlage sind ein Besuch wert. Gerade in der Sommerzeit.

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